Studie Studie: Eier gegen die Entzündung
Halle (Saale)/MZ/JKL. - Rund 40 Kliniken in Deutschland beteiligen sich derzeit an einer Studie, in der die neue Therapie bei Morbus-Crohn-Patienten angewendet wird. Eine von ihnen ist das Universitätsklinikum Halle. "Die Idee hinter der Behandlung ist die Hygienetheorie, nach der Menschen, die unter sehr hygienischen Bedingungen aufwachsen, anfälliger für Allergien, aber auch für Morbus Crohn sind", sagt Jens Walldorf, Leiter der Crohn-Colitis-Ambulanz des Uniklinikums Halle.
Bisherige Versuche hätten ergeben, dass die Einnahme von Eiern des Schweinepeitschenwurms, ein Parasit, der normalerweise Schweine befällt, das Immunsystem im Menschen beeinflusst. Es komme zu einer nachweisbaren Verschiebung im Vorkommen weißer Blutkörperchen, erklärt Walldorf. Die Entzündung gehe zurück.
"Anfangs hatte man Sorge, dass der Wurm, der ja ein Parasit ist, sich im Menschen entwickelt und Organe wie die Leber besiedelt", sagt der Mediziner. Dies habe man aber vor Beginn der Studie ausschließen können. Im Menschen schlüpfen zwar Schweinepeitschenwürmer aus den Eiern, diese entwickelten sich aber nicht zu geschlechtsreifen Tieren, die sich dann vermehren könnten. Auf rund zwei Wochen beziffert Walldorf die Überlebensdauer der Eier und Würmer im menschlichen Darm.
Die Wurmeier werden aufwendig gereinigt, damit Bakterien- und Virenkontaminationen sehr unwahrscheinlich werden. Verabreicht werde den Patienten dann eine flüssige Lösung. Trotzdem: Für manche ist das eklig und ein Hindernis, sich so behandeln zu lassen, zumal die Behandlung mehrmals wiederholt werden muss, berichtet Walldorf. An der Studie könnten sich weitere Patienten beteiligen. Allerdings sei das nicht allen möglich, so der Ambulanz-Chef. "Es darf noch keine intensive medizinische Therapie durchgeführt werden." In der Behandlung von Morbus Crohn sei die Therapie mit den Wurmeiern, sollte sie denn die Erwartungen bestätigen, nur ein erster Schritt. Man gehe inzwischen davon aus, dass es neben der Entzündungshemmung wichtig ist, die Darmschleimhaut der Patienten wieder aufzubauen, so der Mediziner. Wie das möglich ist, sei Thema weiterer Forschungsarbeiten.
Über die Studie, aber auch über andere Aspekte und neue Forschungsergebnisse zum Thema Morbus Crohn werden Walldorf und seine Kollegen am kommenden Samstag im Uniklinikum Halle berichten. Das Arzt-Patienten-Seminar beginnt um 9 Uhr im Lehrgebäude des Klinikums in der Ernst-Grube-Straße 40 in Halle.