Spielwaren Spielwaren: Playmobil wächst mit «Made in Europe»

Zirndorf/dpa. - «Wir haben das achteRekordjahr in Folge geschafft», verkündete Geschäftsführerin AndreaSchauer am Mittwochabend. Kein Horror, keine Gewalt, keinekurzfristigen Gags - so lautet das Konzept des fränkischenUnternehmens aus Zirndorf bei Nürnberg, das mit dieser Strategie imvergangenen Jahr in allen Märkten zugelegt hat. Nun will Playmobilauch den Schritt nach China wagen.
Der weltweite Playmobil-Umsatz stieg 2007 um 12,5 Prozent underreichte 427 Millionen Euro. In Deutschland, wo Playmobil einenMarktanteil von 8,8 Prozent hat, erhöhte sich der Verkauf an denHandel um 4 Prozent. Fast zwei Drittel der Erlöse kommen aber bereitsaus dem Ausland. Erstmals legten alle elf ausländischenVertriebsgesellschaften zu, teils im hohen zweistelligen Bereich wieGriechenland (plus 63 Prozent) oder Spanien/Portugal (plus 32Prozent).
Selbst auf dem schwierigen US-Markt verbesserten sich die Erlöseum 9 Prozent. Gerade bei den amerikanischen Verbrauchern, die durchdie Skandale mit gesundheitsgefährdendem Spielzeug aus Chinaverunsichert wurden, könnte den Franken zu Gute gekommen sein, dasssie - im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern - fastausschließlich in Europa fertigen. «Das ist unser Joker», sagtGeschäftsführerin Schauer. Nur rund 2 Prozent der Produktion, vorallem elektronische Teile, bezieht Playmobil aus China. 60 Prozentdagegen kommen aus dem mittelfränkischen Dietenhofen, wo eine dergrößten europäischen Spielzeugfabriken steht; den Rest liefern eigeneWerke auf Malta, in Tschechien und Spanien zu.
Playmobil-Alleininhaber Horst Brandstätter schwört auf denStandort Deutschland und hat in den vergangenen fünf Jahren 300Millionen Euro in seine Fabriken investiert, vor allem inDietenhofen. «Bei den vielen Rückrufaktionen, die die Branche imvergangenen Jahr beherrscht haben, waren wir froh, direkt vor derHaustüre zu fertigen», sagt Geschäftsführerin Schauer. An Qualitätund Sicherheit zu sparen, das werde sich auf lange Sicht rächen, solautet Brandstätters Credo. Ein weiterer Vorteil:Lieferschwierigkeiten, wie die Branche sie aufgrund der verschärftenSicherheitsmaßnahmen in China in diesem Jahr erwartet, brauchtPlaymobil nicht zu fürchten. «Wir müssen keine Kompromisse machen»,sagt Schauer.
Im Gegenteil - die Franken wollen künftig ihr Spielzeug selbst ausDeutschland nach China liefern. Bis zum Jahresende soll Playmobil in40 Verkaufsstellen in den chinesischen Zentren vertreten sein - einbescheidener Anfang, wie Schauer einräumt. «Viele bürokratischeHemmnisse müssen überwunden werden», sagt sie. So kamen schonchinesische Kontrolleure nach Europa, um die Playmobil-Fabriken zuinspizieren - das ist Voraussetzung, um die notwendigenZertifizierungen für den chinesischen Markt zu erhalten.
Im laufenden Jahr strebt Playmobil erneut «ein gutes einstelligesPlus» an. Potenzial sieht Schauer im Ganzjahresgeschäft und bei derZielgruppe der Mädchen. Die Zahl der Mitarbeiter soll um 100 auf rund3000 steigen, davon mehr als 1600 in Deutschland. Unterdessenschreibt Firmenchef Brandstätter nahezu unbemerkt bereits an einerweiteren Erfolgsgeschichte: Mit Kunststoff-Pflanzgefäßen der MarkeLechuza baut sich die Brandstätter-Gruppe derzeit ein zweitesStandbein auf. Erst vor wenigen Jahren gestartet, erwartet die Spartefür 2008 bereits Erlöse von 32 Millionen Euro. Der Export geht in 65Länder weltweit.