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Soziales Soziales: Betriebsrenten sollen sicher sein

16.09.2002, 15:03
Zusatzrente vom Betrieb
Zusatzrente vom Betrieb dpa

Hamburg/dpa. - Der Leiter der tarifpolitischen Grundsatzabteilung beim ver.di-Bundesvorstand, Jörg Wiedemuth, sieht die alten Formen derBetriebsrente als «Auslaufmodell». Er hält Pensionskassen und -Fondsim Vergleich für «sicherer, weil sie unabhängiger sind vom Wohl undWehe des einzelnen Betriebs». Unter dem Risikoaspekt seien diePensionskassen wiederum sicherer als die Pensionsfonds, weil ihrAktienanteil auf maximal 30 Prozent begrenzt ist und sie damitunempfindlicher gegen Börsencrashs sind.

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände sieht«nach Jahren der Stagnation» die Zeit für eine «Renaissance» derbetrieblichen Altersvorsorge gekommen. Da sind sich die Arbeitgebersogar mit Arbeitsminister Walter Riester (SPD) und den Gewerkschafteneinig. Für Riester ist die betriebliche Altersversorgung «auf breiterFront auf dem Vormarsch». Er verweist darauf, dass es dazu bereitsrund 400 Verträge in rund 220 Tarifbereichen mit zusammen 18Millionen Beschäftigten gibt.

Für DGB-Vorstandsmitglied Heinz Putzhammer ist dies eine «stolzeBilanz». «Die Regelungen der Rentenreform, die Riester-Rente und diezusätzlichen Möglichkeiten, Pensionsfonds einzurichten, haben sichals eine ganz entscheidende Hilfe für die Stärkung der betrieblichenAlterssicherung erwiesen», zeigt sich Putzhammer überzeugt.

Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft für betrieblicheAltersversorgung in Heidelberg und des Pensions-Sicherungs-Verein(PSVaG) in Köln ist die Diskussion um die Sicherheit derBetriebsrenten unbegründet. «Die Versorgungsberechtigten müssen sichkeine Sorgen machen», sagte PSVaG-Vorstandsmitglied Hermann PeterWohlleben. Die überwiegende Zahl der Unternehmen verfüge überausreichende Vermögenswerte und Liquidität. Werde ein Betrieb dennochzahlungsunfähig, seien die vereinbarten Betriebsrenten bis zu einerHöhe von 7000 Euro im Monat über den PSVaG abgesichert, sagteWohlleben.

Der PSVaG sichert die Ansprüche von 8 MillionenVersorgungsberechtigten und garantiert für 218 Milliarden EuroKapitalwert Insolvenzschutz. Der Verein finanziert sich aus denBeiträgen der fast 40 000 Mitgliedsfirmen. Auf Grund der hohen Zahlder Insolvenzen wird die zu leistende Schadenssumme der PSVaG indiesem Jahr einen Rekordstand erreichen. Das Volumen steige bisJahresende voraussichtlich um 50 Prozent auf über 1,3 Milliarden Euroim Vergleich zum Vorjahr an, berichtete der Verein.

VW beispielsweise hat sein Betriebsrentensystem für derzeit rund70 000 Rentner im vergangenen Jahr auf einen extern verwaltetenPensionsfonds umgestellt. Das Unternehmen zahlt ein Prozent desMitarbeitereinkommens in den Fonds ein. Im ersten Jahr waren das rund80 Millionen Euro. Insgesamt sind für Pensionen 9,4 Milliarden Eurozurückgestellt.

Auch in der gebeutelten Baubranche gibt man sich sicher. DerWiesbadener Baukonzern Dyckerhoff sieht die Betriebsrenten trotzkonjunktureller Schwankungen und Krisen in der Bauindustrie alsgesichert an: «Bisher hat`s immer geklappt», sagt Dirk Resag von derAbteilung Öffentlichkeitsarbeit. Im Insolvenzfall übernehme einPensions-Sicherungsfond die Zahlungs-Verpflichtungen: «Das sindübergeordnete Auffanglösungen.» Seit 2001 hat der hessischeBaukonzern einen Tarifvertrag mit einer rechtlich selbstständigenPensionskasse.