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Schwere Schlappe für Siemens Schwere Schlappe für Siemens: Verkaufsstopp für neue Handy-Reihe

27.08.2004, 16:58
Ein Siemens-Handy SL 65 am Ohr einer jungen Frau (undatiertes Werksfoto). Siemens hat bei seiner Aufholjagd auf dem Handy-Markt durch einen Vermarktungsstopp für seine neueste Modellreihe einen Rückschlag erlitten. Als Reaktion auf eine Warnung vor Software-Problemen, die unter bestimmten Umständen zu Hörschäden durch eine extreme Lautstärke führen können, hätten zahlreiche Großkunden die Geräte der 65er-Reihe aus dem Sortiment genommen, bestätigte Siemens am Freitag (27.08.2004) in München. Noch ließen sich weder die Kosten noch die Zahl der betroffenen Handys beziffern, sagt ein Unternehmenssprecher. Neben Deutschland seien auch Kunden in Asien und anderen Ländern Europas angeschrieben worden. (Foto: dpa)
Ein Siemens-Handy SL 65 am Ohr einer jungen Frau (undatiertes Werksfoto). Siemens hat bei seiner Aufholjagd auf dem Handy-Markt durch einen Vermarktungsstopp für seine neueste Modellreihe einen Rückschlag erlitten. Als Reaktion auf eine Warnung vor Software-Problemen, die unter bestimmten Umständen zu Hörschäden durch eine extreme Lautstärke führen können, hätten zahlreiche Großkunden die Geräte der 65er-Reihe aus dem Sortiment genommen, bestätigte Siemens am Freitag (27.08.2004) in München. Noch ließen sich weder die Kosten noch die Zahl der betroffenen Handys beziffern, sagt ein Unternehmenssprecher. Neben Deutschland seien auch Kunden in Asien und anderen Ländern Europas angeschrieben worden. (Foto: dpa) Siemens AG

München/dpa. - Siemens hat bei seiner Aufholjagd auf dem Handy-Markt durch einen Verkaufsstopp für seine neueste Modellreihe einenschweren Rückschlag erlitten. Das laute Abspielen einerAusschaltmelodie bei leer gelaufenem Akku könnte im Extremfall zuHörschäden führen. Als Reaktion auf eine Warnung vor dem Software-Problem hätten zahlreiche Großkunden die Geräte der neuen 65er-Reiheaus dem Sortiment genommen, bestätigte Siemens am Freitag in München.Noch ließen sich weder die Kosten noch die Zahl der betroffenenHandys beziffern, sagte ein Unternehmenssprecher.

Anbieter wie Media Markt sowie die Mobilfunkanbieter 02 undVodafone bestätigten den Verkaufsstopp. Auch T-Mobile und E-Plusnahmen die Geräte aus dem Sortiment, wie die «Financial TimesDeutschland» (Freitag) berichtete. Siemens selbst hatte auf dasProblem hingewiesen.

Als Hoffnungsträger der schwer kämpfenden Siemens-Mobilfunkspartesollten die neuen Handy-Modelle der 65-Serie die Konkurrenz in Schachhalten. Siemens war davon ausgegangen, in der defizitären Handy-Sparte zwischen Juli und September die Gewinnzone zu erreichen. «Dasses Auswirkungen auf das Quartal haben wird, ist völlig klar», sagteein Siemens-Sprecher ohne Zahlen zu nennen. Neben Deutschland seienauch Kunden in Asien und anderen Ländern Europas angeschriebenworden.

Die finanziellen Auswirkungen hingen auch davon ab, wie vieleEndkunden ein Update durchführen wollten, sagte der Sprecher. AuchRückstellungen im Falle von Schadenersatzforderungen schloss er nichtaus. «Das wäre dann die Konsequenz.» Derzeit seien aber noch keineentsprechenden Forderungen bekannt.

Nach Schätzungen eines Branchenexperten dürften allein inDeutschland bereits mehrere hunderttausend Handys der 65er-Modellreihe von Siemens über die Ladentische gegangen sein. DieSoftware-Erneuerung sei kein großes Problem, die große Frage seiaber, ob das Siemens-Image unter der Panne leide und sich dieNachbesserungen langfristig auf den Absatz auswirkten, hieß es.

Für Siemens sei dieses Problem zwar «wenig erfreulich», doch habeman nach der Offenlegung ein positives Feedback von den Großkundenbekommen, sagte ein Siemens-Sprecher. Grundsätzlich handele es beidem Softwarefehler um einen theoretischen Fall. «Es ist kein einzigertatsächlicher Fall in der Welt bekannt, aber das Risiko wollen wirnicht tragen.»

«Wir haben gestern den Verkauf der ganzen Serie 65 gestoppt»,sagte eine 02-Unternehmenssprecherin am Freitag. Nun sollten dieKunden angeschrieben werden, um zu erklären, wie das Problem durchdas Abschalten entsprechender Funktionen ad hoc behoben werden könne.«Wir rechnen damit, dass wir ab Anfang September schon wieder dieersten Geräte ohne Fehler im Programm haben.» Vodafone D2 wies daraufhin, dass bei seinen Vertragshandys die betreffende Funktion ohnehinnicht aktiviert ist.

Auch Europas führende Verbundgruppe der selbstständigenElektronikhändler, EP, legte die Vermarktung der Handymodelle vorerstauf Eis. «Wir stehen in engem Kontakt mit Siemens und arbeiten mitHochdruck an einer Lösung für unsere Mitglieder», sagte eine EP-Sprecherin.

Für Besitzer eines eventuell defekten Siemens-Handys aus der 65er-Modellreihe soll es in den kommenden Tagen ein kostenloses Software-Update geben. Das ergab eine Umfrage von dpa/gms unter denMobilfunkanbietern T-Mobile, Vodafone D2, E-Plus und O2. Das Updatefür T-Mobile- und Vodafone-Kunden kann sowohl über das Internet alsauch in den Filialen der Anbieter vorgenommen werden. Bis das Updateerhältlich ist, sollten Mobilfunkkunden die Ausschaltmelodie ihresGerätes deaktivieren, empfehlen die Anbieter.