«Schirm»-Projekt «Schirm»-Projekt: Von «ganz unten» zur Hauptschule
Halle/MZ. - Dem Verein "Wir helfen" ist das "Schirm"-Projekt in Halle über Jahre ans Herz gewachsen. Dessen Straßenkinder standen im Mittelpunkt des ersten "Wir-helfen"-Projektes, und auch alle folgenden bezogen die "Schirm"-Klientel stets ein. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf die Vereinsmitglieder deshalb die Nachricht, dass sich "Schirm" aufgelöst hat.
Angebote bleiben
"Grund zur Sorge besteht nicht", beruhigt Hans-Martin Ilse, der Leiter des Projektes. Zum 1. Januar schließt sich der kleine "Schirm"-Verein mit dem Verein Jugendwerkstatt "Frohe Zukunft" zusammen. Die etwa um die Hälfte geschrumpften Finanzzuwendungen vom Land und von der Stadt Halle an "Schirm" bei gleichzeitig wachsenden Aufgaben veranlassen den Verein, die Kräfte zu bündeln. "Das gibt den Mitarbeitern und unseren Klienten Sicherheit", sagt Ilse. Sämtliche Angebote von "Schirm", der sich mittlerweile um fast 400 Jugendliche kümmert, sollen auch nach dem Trägerwechsel erhalten bleiben: die Notunterkunft, der Wäsche- und Kleiderservice, die Essensversorgung, die Streetworker-Tätigkeit und auch die Beschäftigungsmöglichkeiten.
Zu den gewachsenen Angeboten hat nach den Worten von Hans-Martin Ilse der "Wir helfen"-Verein maßgeblich beigetragen. Er hatte vor zwei Jahren mit einer Geldspende ein Arbeitsprojekt angeschoben. "Das Samenkorn, das der 'Wir helfen-Verein' gelegt hat, ist gut gereift", sagt Ilse heute. Mittlerweile seien 100 Bedürftige einbezogen und gewännen bei nützlichen Tätigkeiten an Selbstwertgefühl.
Auch hier bieten sich nach den Worten von Klaus Roth, Geschäftsführer der Jugendwerkstatt, künftig Synergieeffekte. Die Jugendwerkstatt "Frohe Zukunft" Halle-Saalkreis ist ein freier Träger der Jugendhilfe. Seit mehr als zehn Jahren organisiert die Werkstatt zukunftsorientierte Hilfe zur Selbsthilfe für junge Menschen und setzt damit dort an, wo die Jugend für sich selbst die stärksten Probleme sieht. "Die jungen Menschen stärken bei uns ihre Potenziale und trainieren neben beruflichen Qualitäten soziale Kompetenzen wie Toleranz und Verantwortungsbewusstsein", erklärt Roth.
Pünktlich zur Arbeit
Beim Punkt Null fangen "Schirm" und "Frohe Zukunft" ihre Zusammenarbeit im Januar nicht an. Schon zurückliegend, so erzählten Ilse und Roth, seien durchaus Klienten von einer Betreuungsstelle zur anderen "gewandert". So mancher habe sich bei "Schirm" von "ganz unten hochgerappelt und sogar an Pünktlichkeit beim Arbeiten gewöhnt", wie der Chef berichtete. Dann sei er zur "Frohen Zukunft" vermittelt worden und habe dort sogar den Hauptschulabschluss geschafft.
Hans-Martin Ilse und auch sein Stellvertreter Jörg Siegert sehen keinen Grund, pessimistisch in die Zukunft zu schauen. "Auch wenn unser Verein eigenständig nicht mehr existiert, so bleiben die Angebote und wir als Bezugspersonen für unsere Jugendlichen doch erhalten", freut sich Siegert. Auch die 60 Mitstreiter, die eine Patenschaft für "Schirm"-Kinder übernommen haben, oder der "Wir helfen"-Verein könnten der Nützlichkeit ihres Engagements auch in Zukunft versichert sein.