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Sachsen Sachsen: Alte Pfefferküchlerei zeigt altes Handwerk

Von Marc Strehler 04.11.2005, 07:01
Im ostsächsischen Weißenberg blickt eine Frau durch das Fenster in die «Alte Pfefferküchlerei». (Foto: dpa)
Im ostsächsischen Weißenberg blickt eine Frau durch das Fenster in die «Alte Pfefferküchlerei». (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Weißenberg/dpa. - Die Alte Pfefferküchlerei imostsächsischen Städtchen Weißenberg ist der Herstellung diesestraditionsreichen Gebäcks gewidmet. Der zum Museum gewordeneHandwerksbetrieb gilt als einzigartig in Europa, heißt es. Und geradein den Wochen vor Weihnachten ist er ein Besuchermagnet.

Staunen ruft bei Besuchern vor allem der große altdeutsche Ofen imErdgeschoss hervor, in dem bis 1937 noch Paul Hermann Opitz, derletzte seiner Zunft in Weißenberg, Pfefferkuchen buk. «In so einemOfen landete auch die Hexe im Märchen», erzählt Irmgard Wenzel einerGruppe von Besuchern. Heute bleibt der Ofen kalt. Seit 1941 wird dieAlte Pfefferküchlerei - mit einer längeren Unterbrechung nach demZweiten Weltkrieg - als Museum genutzt. Im kommenden September feiertdie Einrichtung ihr 65-jähriges Bestehen.

Etwa 8000 Menschen kommen jährlich, um sich einen Einblick in dietraditionelle Herstellung von Pfefferkuchen geben zu lassen. Zu denAusstellungsstücken zählt zum Beispiel auch eine Teigbreche, mit derdie zähe Masse in handliche Stücke gebrochen werden konnte. «Zuvorwurde der Grundteig Wochen, Monate oder sogar Jahre gelagert»,erzählt Gundula Wenzel, die von ihrer Mutter Irmgard die Leitung desMuseums übernommen hat. Im Faktor Zeit sieht sie auch einen Grund,warum Pfefferküchler heute selten geworden sind. «Es braucht Zeit,und die hat man heute nicht mehr.»

Im Gegensatz zur «Pfefferkuchenhochburg» im sächsischen Pulsnitz,wo noch heute mehrere Pfefferküchler ihrem Handwerk nachgehen, gab esin Weißenberg immer nur einen Betrieb, der von Generation zuGeneration weitergegeben wurde. Die Tradition reicht mindestens bisins frühe 17. Jahrhundert zurück.

Das Museum ist ein beliebter Anziehungspunkt gerade auch fürBustouristen, die sonst wohl keinen Abstecher nach Weißenberg machenwürden. Irmgard und Gundula Wenzel verstehen ihre Arbeit alsBrauchtumspflege und auch als Heimatkunde. Ihr Museum wird heute voneinem Förderverein betrieben, Träger der Einrichtung ist die StadtWeißenberg.

Pfefferkuchen gebacken werden in der Alten Pfefferküchlerei heutenicht mehr. Das sei zu aufwändig, sagt Irmgard Wenzel. Dafür könnenkleine und große Besucher in dem Museum mit Brotteig backen. Andiesem Morgen lässt sich eine Weißenberger Hortgruppe von IrmgardWenzel das kleine Einmaleins des Backens erklären.

Mutter und Tochter Wenzel bemühen sich, den Besuchern Abwechslungzu bieten. So gibt es in der Alten Pfefferküchlerei wechselndeSonderausstellungen. Am 18. November eröffnet dieWeihnachtsausstellung mit Pfefferkuchen aus verschiedenen Regionen.Auch das Programm für das kommende Jahr steht schon. Zum Jubiläum isteine Sonderausstellung mit Modeln geplant, so heißen die Formen, indenen der Pfefferkuchen in die gewünschte Gestalt gebracht wird.

(Die Alte Pfefferküchlerei ist unter der Nummer 035876/40429zu erreichen; Geöffnet Dienstag bis Freitag von 8.00 Uhr bis 12.00Uhr und 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr; Wochenende von 13.00 bis 17.00 Uhr.)