Russland verbietet LH Cargo Flüge über sein Territorium
Frankfurt/Main/Moskau/dpa. - Die Lufthansa-Frachttochter darf seit Sonntag Russland nicht mehr überfliegen. Das teilte Lufthansa Cargo am Mittwoch auf Anfrage in Frankfurt mit.
Betroffen seien vor allem Flüge zum wichtigen Drehkreuz Astana in Kasachstan, wo Transporte in die Boomregion Asien umgeschlagen werden. Diese Flüge müssten nun umgeleitet werden, was mehr Zeit und Treibstoff koste.
Die nationale russische Luftfahrtbehörde erklärte, dass sie kein Überflugverbot verhängt habe. «Die bisherige Vereinbarung ist am 27. Oktober abgelaufen. Es muss ein neuer Antrag gestellt werden», sagte der Sprecher des russischen Verkehrsministeriums, Timur Chikmatow, der Deutschen Presse-Agentur dpa in Moskau. Der neue Antrag sollte für die deutsche Seite eine reine Formsache sein.
Der Lufthansa-Konzern wies diese Darstellung zurück. «Lufthansa hat den Antrag fristgerecht gestellt», betonte ein Unternehmenssprecher. Der Antrag sei von Russland aber abgelehnt worden. Unmittelbar vor dem Flugplanwechsel am vergangenen Wochenende sei die Ablehnung noch einmal bestätigt worden. Grund seien «unterschiedliche Auffassungen über die Überfluggebühren». Die Lufthansa hoffe nun auf eine rasche politische Lösung des Problems.
Von Seiten der Bundesregierung hieß es, man gehe davon aus, dass die Missverständnisse schnell auszuräumen seien, sagte ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) in Berlin. Das Ministerium führe in Abstimmung mit dem Kanzleramt, dem Auswärtigem Amt und dem Wirtschaftsministerium derzeit Gespräche mit dem russischen Verkehrsministerium. Zu deren Inhalten und möglichen Gründen für das Entziehen der Überflugrechte machte der Sprecher keine Angaben.
Deutschland hat den russischen Frachtflugverkehr bislang nicht behindert. «Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es kein Einflugverbot für russische Frachtmaschinen», hieß es im Bundesverkehrsministerium. Er trat damit Medienberichten entgegen, dass die Aeroflot Cargo auf Anweisung des Luftfahrtbundesamtes mit ihren Frachtmaschinen deutschen Luftraum nicht mehr benutzen dürfe.
Lufthansa Cargo fliegt 49 Mal pro Woche von Frankfurt nach Astana und zurück. Der nun erforderliche Umweg betrage eineinhalb Stunden pro Strecke. Dies treibe nicht nur die Treibstoffkosten in die Höhe, sondern führe auch zu Verspätungen im Flugplan. Das Streckennetz von Lufthansa Cargo umfasst über 500 Zielorte. Die Frachtflotte besteht laut Internetseite aus 19 Flugzeugen vom Typ MD-11F. Außerdem habe das Unternehmen weitere Maschinen gechartert und vermarkte die Frachträume sämtlicher Lufthansa-Passagierflugzeuge.