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Rettungsplatz zu klein Rettungsplatz zu klein: Bahn muss bei Tunnel auf neuer ICE-Strecke nachbessern

Von Jörg Aberger 01.03.2019, 01:00
Immer wieder trainiert die Feuerwehr die Rettung nach einem ICE-Unglück im Tunnel.
Immer wieder trainiert die Feuerwehr die Rettung nach einem ICE-Unglück im Tunnel. Peter Wölk

Leipzig - Die Rettungsplätze an der ICE-Neubaufahrstrecke Berlin-München via Halle sind laut einer Gerichtsentscheidung nur in einem Fall zu klein. Gut ein Jahr nach der Eröffnung der Verbindung hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am Donnerstag über Klagen des Landes Thüringen und des Landkreises Sonneberg entschieden, die zu wenig Raum an den Tunneln bemängeln.

Beim Blessberg-Tunnel gaben die Richter den Klägern Recht, dagegen blieben Klagen auf Vergrößerungen der Rettungsplätze an den Tunneln Masserberg, Goldberg und Silberberg (Ilm-Kreis) ohne Erfolg. Insgesamt ist das Ergebnis für die Kläger enttäuschend.

25 Tunnel auf der Strecke - 22 davon im Thüringer Wald

Die Neubaustrecke ist eine der wichtigsten Verbindungen für die Deutsche Bahn, jährlich werden 4,4 Millionen Fahrgäste transportiert. Zwischen Halle und Nürnberg führt die Strecke durch 25 Tunnel, 22 befinden sich im Thüringer Wald. In regelmäßigen Abständen gibt es an der Strecke Flächen, auf denen im Notfall Einsatzwagen abgestellt und Verletzte versorgt werden können.

Im Fall des Blessberg-Tunnels soll die Platzgröße nun überprüft werden. Dem Gericht zufolge liegen dort „besondere Bedingungen“ vor. Die Anfahrt sei mit über sieben Kilometern sehr lang und zudem „fahrtechnisch außergewöhnlich anspruchsvoll“, hieß es zur Begründung der Entscheidung. Hinzu komme, dass Fahrzeuge bei Gegenverkehr auf Ausweichstellen angewiesen seien. Deshalb müsse der Rettungsplatz mit mehr Fahrzeugen und Rettungskräften angefahren werden als dies bei einem leicht und schnell erreichbaren Platz der Fall ist.

Der Landkreis Sonneberg fordert, die Platzgröße von 1.500 Quadratmeter auf 3.000 Quadratmeter zu verdoppeln. „Dort führen vier Notausgänge durch einen Rettungsstollen auf einen Platz“, begründet ein Sprecher des Kreises die Forderung. Die Deutsche Bahn hatte Änderungen bisher abgelehnt. Aus Sicht des Eisenbahn-Bundesamtes, die Behörde prüft die Planungen, entspricht die Platzgröße den geltenden Richtlinien.

Landrätin unzufrieden mit Entscheidung zu Silberberg-Tunnel

Die Landrätin des Ilm-Kreises, Petra Enders (parteilos), zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung zum Silberberg-Tunnel. Es sei unerklärlich, warum bei einer Milliarden-Investition wie der ICE-Strecke zwischen Berlin und München ausgerechnet an der Sicherheit gespart werde. Der Platz am Tunnel reiche für die Rettungskräfte nicht aus, wie eine Übung im November 2017 gezeigt habe. Sie hoffe, dass dort niemals der Ernstfall mit einem Zugunglück eintrete.

Auf Tunnel-Anlagen in Sachsen-Anhalt hat das Urteil wohl keine Auswirkungen. Die Schnelltrasse zwischen Halle und Erfurt führt durch drei Tunnel im Saalekreis und im Burgenlandkreis (siehe Karte). Die Größe der Rettungsplätze sei auch bei uns ein Thema gewesen, sagte zuletzt Silvio Suchy, Kreisbrandmeister im Burgenlandkreis, der MZ. Gemeinsam mit der Bahn habe man aber Lösungen gefunden. So seien Wiesen nachträglich geschottert worden, so dass sie auch als Fahrzeugstellplätze dienen können. Der Osterbergtunnel, der Bibratunnel und der Finnetunnel verfügen alle 500 Meter über Rettungszugänge, die im Fall eines Unfalls im Tunnel genutzt werden können. (mz/dpa)