Postbank verkauft Versicherungsgeschäft an Talanx
Bonn/Köln/dpa. - Die Postbank verkauft ihr Versicherungsgeschäft für rund eine halbe Milliarde Euro an Talanx. Der Versicherer aus Hannover kaufe die 2005 im Zuge der BHW-Übernahme erworbenen Lebensversicherer BHW Leben und BHW Pensionskasse, teilte die Post-Tochter am Mittwoch in Bonn mit.
Zudem übernehme Talanx die jeweils 50-Prozent-Anteile der Postbank an PB Leben und PB Versicherung. Talanx war hier bereits jeweils mit 50 Prozent beteiligt. Der Kaufpreis für das Gesamtpaket betrage 550 Millionen Euro. Die BHW-Beteiligungen BHW Leben und BHW Pensionskasse allein kosteten zwischen 350 und 400 Millionen Euro. Die Postbank rechnet durch die Verkäufe mit einem satten Sonderertrag: Vor Steuern würden die Beteiligungsverkäufe mehr als 100 Millionen Euro in die Kassen spülen, hieß es. Die Postbank-Aktie konnte von der Nachricht trotz positiver Reaktionen von Marktteilnehmern nicht profitieren. In einem schwachen Markt lag das Papier zuletzt 1,9 Prozent im Minus bei 61,90 Euro.
Die Verkaufsentscheidung begründete Postbank-Chef Wolfgang Klein damit, dass die Versicherungsaktivitäten der Postbank allein zu klein gewesen wären, um langfristig am Markt bestehen zu können. "Wir gehen davon aus, dass der Lebensversicherungsmarkt vor der Konsolidierung steht und sich die großen Player durchsetzen werden." Nach der Übernahme des Baufinanzierers BHW habe die Postbank zudem vor der Situation gestanden, mit PB Leben und BHW Leben zwei Lebensversicherer im Konzern zu haben. "Wir haben nie ein Hehl daraus gemacht, dass wir das auflösen werden", sagte Klein.
Bei dem Verkauf habe die Postbank bewusst auf eine breite Ausschreibung verzichtet und mit zwei Interessenten direkt verhandelt, sagte Klein, ohne den Namen des anderen Interessenten zu nennen. Dabei habe aber nicht nur der Kaufpreis eine Rolle gespielt. Dennoch sei es gelungen, die Versicherungsbeteiligungen "zu einem vorteilhaften Preis abzustoßen". Ein Notverkauf sei in dem Ausstieg aus dem Versicherungsgeschäft daher nicht zu sehen. "Von Not kann ich da wenig erkennen", so Klein. Den nun erzielten Verkaufserlös wolle er in den Ausbau des eigenen Vertriebs investieren. Eine Sonderausschüttung an die eigenen Aktionäre sei dagegen nicht geplant.
Auch nach der Veräußerung, mit deren Abschluss beide Seiten im Oktober rechnen, wollen die Postbank und Talanx im Vertrieb weiter zusammenarbeiten. Die auf 15 Jahre angelegte Kooperation sei exklusiv für Lebens- und Unfallversicherungsprodukte und sichere der Postbank umfangreiche Vertriebsunterstützungsmaßnahmen und ein hohes Maß an Kundenschutz, erklärte die Postbank. Die Vertriebskraft der Postbank werde künftig mit dem Produkt-Know-how und der Abwicklungskompetenz von Talanx kombiniert. Alle nun verkauften Versicherungen würden schwarze Zahlen schreiben, betonte Klein. BHW Leben habe zuletzt einen Überschuss von 8,5 Millionen Euro erwirtschaftet, bei PB Leben habe er 1,6 Millionen und bei der PB Versicherung 500.000 Euro betragen.
Die Fortsetzung dieser bestehenden Kooperation sei Hauptgrund für den Zukauf gewesen, sagte Talanx-Chef Herbert Haas. "Hätten wir die Kooperation mir der Postbank verloren, dann wäre einer unserer wichtigsten Bank-Partner verloren gegangen. Mit dem Abschluss haben wir die Fortsetzung dieser Kooperation abgesichert." Talanx wolle die Kooperation mit der Postbank nun nutzen, um seinen Marktanteil in Deutschland weiter auszubauen. Bei den 15 Millionen Privatkunden der Postbank gebe es "ein enormes Potenzial, dass wir erschließen wollen", so Haas. Der Chef von PB Versicherungen, Norbert Kox, kündigte an, auch in den kommenden Jahren beim Neugeschäft jährlich im zweistelligen Prozentbereich zulegen zu wollen.
Den Mitarbeitern der neuen Töchter sichert Talanx eine Arbeitsplatzgarantie bis Ende 2009 zu. Ein Umzug an den Talanx-Sitz in Hannover sei nicht geplant, sagte Haas. Allerdings werde die Marke BHW im Versicherungsbereich verschwinden. Um Verwechselungen mit der gleichnamigen Bausparkasse, die bei der Postbank verbleibt, zu vermeiden, sollen die Policen künftig unter der eingeführten Marke "PB" angeboten werden. Der Vertrieb erfolge weiter exklusiv über die Vertriebswege der Postbank. Die Vereinbarung sei daher eine "Win-win-Situation" für beide Seiten.
Durch den Zukauf sei es auch gelungen, die nach wie vor hohe Abhängigkeit vom Rückversicherungsgeschäft weiter abzubauen, sagte Haas weiter. Talanx ist hier mit seiner 50,2-Prozent-Tochter Hannover Rück <HNR1.ETR> aktiv. Der Zukauf sei ein weiterer wichtiger Schritt, um Talanx selbst auf den Börsengang vorzubereiten. Einen genauen Termin hierfür nannte Haas erneut nicht. In Zukunft wolle Talanx aber vor allem im Ausland zukaufen und so seine Abhängigkeit vom deutsche Markt verringern, kündigte Haas an. "Wir werden auch weiterhin die Augen offen halten nach Akquisitionen im Ausland."