Porträts: Die vier hessischen SPD-Rebellen
Wiesbaden/dpa. - Vier hessische SPD-Landtagsabgeordnete verhinderten mit ihrer abweichenden Meinung die Wahl der Landesvorsitzenden Andrea Ypsilanti zur Ministerpräsidentin.
JÜRGEN WALTER (40): Der Rechtsanwalt und die SPD-Landeschefin Andrea Ypsilanti verkörpern Gegenpole in der SPD. Walter schätzt teure Cabrios und heiratete kürzlich eine Christdemokratin, Ypsilanti lebt mit Freund in einer WG. Bei Wirtschaftspolitik denkt Walter an Verkehrs-Infrastruktur, Ypsilanti an den Ausbau erneuerbarer Energien. 2003 hatten beide noch gemeinsam die Führung der demoralisierten Hessen-SPD übernommen. 2006 fühlte sich Walter stark genug, Ypsilanti beim Rennen um die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl herauszufordern. Die folgende knappe Niederlage habe Walter bis heute nicht verwunden, sagen Parteifreunde. Seine Option einer großen Koalition wurde von der SPD abgelehnt. Rot-rot-grün wollte er aber nicht mittragen.
DAGMAR METZGER (49): Die Wirtschaftsjuristin blieb in den vergangenen Monaten unbeirrt. «Mein Wahlversprechen hat weiterhin Bestand», sagt Metzger. «Für mich ist in erster Linie meine Glaubwürdigkeit entscheidend.» Die Gewissensentscheidung sei höher zu bewerten als das Interesse der Partei. Ihre Abneigung gegen die Linke leitet Metzger vor allem aus Erfahrungen in Berlin her, wo sie 1958 geboren wurde. Sie habe erleben müssen, wie entgegen allen offiziellen SED-Verlautbarungen die Mauer gebaut und ihre Familie zerrissen wurde, sagt sie. Metzger hat enge familiäre Bindungen zur SPD. Ihr Schwiegervater ist der frühere Darmstädter SPD- Oberbürgermeister Günther Metzger. Dessen Vater Ludwig Metzger war Bundestagsabgeordneter und ebenfalls Oberbürgermeister von Darmstadt.
CARMEN EVERTS (40): Erst im Januar zog die promovierte Politikwissenschaftlerin erstmals in den hessischen Landtag ein. Von 2003 an war Everts aber schon als wissenschaftliche Referentin der SPD-Fraktion im Landtag tätig. Sie ist eine überzeugte Menschenrechtspolitikerin, deshalb kritisierte sie auch die Linken als Nachfolgerin der DDR-Staatspartei SED. Everts stammt aus Wilhelmshaven, ihr Abitur machte sie im südhessischen Gernsheim. Studiert hat sie an der Uni Mannheim, seit 1989 ist sie SPD-Mitglied. Zu ihren Hobbys zählt sie Musik, Handwerken und Krimis. Everts ist ledig und hat nach eigenen Angaben ein Patenkind im afrikanischen Malawi.
SILKE TESCH (50): Relativ spät fand Tesch in die Politik. 1995 wurde sie SPD-Mitglied, acht Jahre später zog sie erstmals als Abgeordnete in den hessischen Landtag ein. Tesch ist Sprecherin des eher konservativen «Aufwärts»-Kreises in der Landtagsfraktion und Sprecherin für Mittelstandspolitik. Die ausgebildete Erzieherin, die eine Tochter hat, lebt in dem kleinen Ort Breidenbach- Kleingladenbach.