Porträt Porträt: «Speedy» Nicolas Sarkozy
Paris/dpa. - Paris - Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat zwei besondere Kennzeichen, die ihn von seinen Vorgängern unterscheiden: Er zieht alle Entscheidungen an sich und er ist immer in Eile.
Als EU-Ratspräsident können ihm beide Eigenschaften Probleme bereiten. Denn in seinem neuen Amt kann er nicht einfach schnelle Entscheidungen treffen, sondern er muss in vielen Fragen die Zustimmung aller 27 EU-Staaten und die Mitarbeit der Kommission gewinnen.
Sarkozy ist ein «Macher». Der 53-jährige ungarischer Abkunft gilt zwar als Konservativer, hält aber wenig von Überkommenem. Er bricht reihenweise Traditionen und zwingt Freund und Feind mit immer neuen Initiativen zur ständigen Bewegung. Dabei demonstriert er offen eine Vorliebe für Luxus, Jet-Set und schöne Frauen. Für die Franzosen ist er «Speedy Sarko», der «Omnipräsident». Sein Lieblingswort ist «ich». Sein Motto: «Gemeinsam ist alles möglich.» Frankreich regiert der direkt gewählte Präsident wie ein König seinen Hofstaat. Über Kriegseinsätze und Außenpolitik entscheidet er alleine. Dass er in Brüssel nicht so souverän voranschreiten kann, tut ihm weh.
Nicolas Paul Stephane Sarközy de Nagy-Bocsa wurde am 28. Januar 1955 in großbürgerlichen Verhältnissen in Paris geboren. Seine Freundschaften sucht er unter Wirtschaftsführern und Großverlegern wie Martin Bouygues und Arnaud Lagardère sowie bei Film- und Popstars wie Jean Reno und Johnny Halliday. Schon als «Twen» wurde der Wirtschaftsanwalt Bürgermeister des Pariser Nobelvororts Neuilly. Seitdem arbeitete er daran, Präsident zu werden, was ihm 2007 gelang. Landesweite Popularität gewann Sarkozy mit seinem harten Durchgreifen als «Polizeiminister». Allerdings fachten seine markigen Sprüche auch die Jugendunruhen 2005 in den Einwanderervierteln an.
Star der Klatschmedien wurde Sarkozy mit der Inszenierung seines Eheglücks mit Cécilia und einer melodramatischen Scheidungskrise. Ihr folgte eine Romanze und die Blitzhochzeit mit dem singenden Ex-Mannequin Carla Bruni, die ein uneheliches Kind mit in die Ehe brachte.
Der Herr über Atomwaffen und einen Sitz im UN-Sicherheitsrat denkt globalstrategisch und möchte die EU zum Schutzschild gegen die Wirrnisse und Gefahren der globalisierten und von religiösem Fanatismus geprägten Welt machen. Doch seine raschen Vorstöße zur Mittelmeerunion oder zur EU-Verteidigung drohen schon zu Beginn seiner Amtszeit im Sand des EU-Getriebes stecken zu bleiben. (dpa)