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Wie tickt der AfD-Wähler? Wie tickt der AfD-Wähler?: Studie der Uni Leipzig widerlegt die Protest-These

Von Alexander Schierholz 26.02.2020, 07:00
Illustration: Ein Banner der AfD hängt bei einer Wahlveranstaltung am Rednerpult.
Illustration: Ein Banner der AfD hängt bei einer Wahlveranstaltung am Rednerpult. www.imago-images.de

Halle (Saale)/Leipzig - Schnaudertal (Burgenlandkreis): Bei der Bundestagswahl 2017 wählte in der Gemeinde südlich von Zeitz mehr als jeder Dritte mit seiner Zweitstimme die AfD. 36,2 Prozent - das höchste Ergebnis landesweit. Eisleben (Mansfeld-Südharz): Bei der Europawahl im vorigen Jahr holten die Rechtspopulisten 29,1 Prozent, ein Plus von mehr als 20 Prozentpunkten. Ein gängiges Erklärungsmuster nach solchen Wahlerfolgen lautete bisher: Das waren zu einem großen Teil Protestwähler. Jene, die sich abgehängt fühlen. Nicht mehr gehört von der Politik. Die es den anderen Parteien mal zeigen wollten.

Tief antidemokratisch

Eine repräsentative bundesweite Studie der Uni Leipzig widerlegt diese These nun zum Teil. Demnach sind Wähler der AfD in einem stärkeren Maße antidemokratisch eingestellt und neigen mehr zu Verschwörungstheorien als Anhänger anderer Parteien. In keiner anderen Wählergruppe seien etwa rechtsextreme Einstellungen und Muslimfeindschaft weiter verbreitet, sagte Studienleiter Oliver Decker vom Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung in Leipzig.

Ein paar Beispiele in Zahlen: 73,8 Prozent der AfD-Anhänger sind der Ansicht, Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden. Unter CDU-Anhängern zum Beispiel sagen dies nur 45,2 Prozent. 80,6 Prozent der Wähler der Rechtspopulisten fühlen sich aufgrund von Muslimen sogar manchmal wie Fremde im eigenen Land. Spitzenwerte auch bei Antisemitismus: So äußern 30 Prozent der AfD-Anhänger etwa pauschal, Juden würden ihnen aufgrund der Politik Israels „immer unsympathischer“. Bei Wählern der Linken etwa denken nur 10,2 Prozent so.

Geheimer Einfluss

Weiter verbreitet als in anderen Wählergruppen sind auch Verschwörungstheorien: So meinen 43,8 Prozent der AfD-Wähler, geheime Organisationen hätten in Deutschland großen Einfluss auf politische Entscheidungen, auch dies der höchste Wert. Unter SPD-Wählern etwa sehen dies nur 26,2 Prozent so.

Protest spiele beim Wählen der AfD zwar auch eine Rolle, sagte Julia Schuler, Co-Autorin der Studie, der MZ. Als es die AfD noch nicht gab, hätten aber viele demokratiefeindlich eingestellte Wähler ihr Kreuz bei CDU oder SPD gemacht. Nun wählten sie die AfD.

Für die Studie waren bundesweit 2.344 Menschen zwischen 18 und 91 Jahren zu ihren politischen Einstellungen befragt worden. Zwischen Ost und West haben die Forscher dabei nicht differenziert. (mz)