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Weltmarkt Weltmarkt: Spiel nach Chinas Regeln

Von Jakob Schlandt 09.08.2012, 17:27

BERLIN/MZ. - Doch die Jahrtausendwende war auch die Rohstoffwende: Im vergangenen Jahrzehnt ist die Nachfrage nach Ressourcen weltweit viel stärker gestiegen als die Produktion. Grund dafür ist der Aufstieg von Hunderten Millionen Menschen in die globale Mittelschicht und der damit einhergehende Ressourcenhunger.

Die Rohstoffmärkte erleben das, was Experten einen Superzyklus nennen, einen langfristigen, starken Preisanstieg. Das hat das zu einer Änderung der Rohstoffpolitik vieler Länder geführt. Angesichts teilweise dramatisch enger Versorgungslagen hat sich der Rohstoff-Protektionismus durchgesetzt, also die Absicherung von Lieferungen und Preisen über bilaterale und von der Politik gestützte Abkommen.

Hauptprotagonist ist China. Im Mittelpunkt steht das Ziel, die Wirtschaft unabhängiger von den Schwankungen der Weltmarktpreise zu machen und für dann Fall einer weiteren Verknappung auf der sicheren Seite zu sein. China hat dafür auch die Spielregeln verändert, indem eigene Rohstoffe dem Weltmarkt entzogen wurden. Beim Schürfen sogenannter Seltener Erden baute das Land ein Weltmonopol auf. Elemente wie Yttrium, Neodym und Cer, für viele High-Tech-Produkte unabdingbar, werden zu mehr als neunzig Prozent in China gewonnen. Diese Machtstellung nutzt China aus: Die an den Weltmarkt abgegebene Menge an Seltenen Erden wurde immer weiter verknappt, die Preise stiegen, die einheimische Industrie erhielt privilegierten Zugang. Aber auch in Ländern, die traditionell für offene Märkte stehen, sind in den vergangenen Jahren Konzentrationsprozesse zu beobachten. Die drei größten Eisenerzproduzenten der Welt, von denen zwei aus Australien kommen, konnten durch ihr Oligopol Preissteigerungen und kürzer laufende Lieferverträge durchsetzen. Diese Machtballung sorgt weltweit für Alarmstimmung und die Suche nach Partnerschaften, um sich Rohstoffe zu sichern.