Weitere Information Weitere Information: Scharfe Fastenpredigt auf dem Nockherberg

München/ddp. - Der Vizekanzler drehe mit seiner Kritik an «Hartz IV»-Empfängern«jetzt völlig durch» und schwinge «seine sozialpolitischeAbrissbirne», geißelte Lerchenberg am Mittwochabend in seiner Rolleals Paulaner-Mönch.
In der satirischen Rede fabulierte Lerchenberg, Westerwelle wollenun alle «Hartz IV»-Empfänger bei Wasser und Brot in einem Lager inOstdeutschland sammeln - «drumrum ein Stacheldraht, das haben wirschon mal gehabt». Und über dem Eingang, «bewacht von jungliberalenIchlingen im Gelbhemd steht in eisernen Lettern: Leistung muss sichwieder lohnen». Beobachter sahen darin eine Anspielung auf denmenschenverachtenden Spruch «Arbeit macht frei» am Tor desKonzentrationslagers Auschwitz.
Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sagte hernach, essei eine «ernste, zornige Rede» gewesen. Lerchenberg habezurückgefunden zum Ursprung der Fastenpredigt und sei nicht derVersuchung unterlegen, eine Unterhaltungsshow mit leichter Kostdarzubieten. Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer betonte,er habe einige Stellen als «schwierig» empfunden. Allerdings sei erselbst «barmherzig» behandelt worden: «Ich fand die Geschichten übermich toll.»
Barnabas warf Seehofer vor, er versuche die Menschen zu täuschenmit der Illusion eines ausgeglichenen Haushalts, während gleichzeitigdie Schulden stiegen. Und zur Ablenkung kritisiere der CSU-Chef denKoalitionspartner FDP. «Herr Ministerpräsident, Sie sind wie einHauptmann von der Freiwilligen Feuerwehr, der vor am brennendenBauernhof steht, aber nicht löscht, sondern große Reden schwingt, wasdes bei der Wasserwacht für ein Sauhaufen ist.»
Die CSU leide unter ihren ständigen Personalquerelen: «Ihr führt'sseit drei Jahren ein immerwährendes Passionsspiel auf, mitwechselnden Christusdarstellern, die in Kreuth ans Kreuz geschlagenwerden.» Die Umfragewerte des bayerischen SPD-Vorsitzenden FlorianPronold seien schlecht, weil praktisch niemand ihn kenne, die vonSeehofer hingegen seien schlecht, weil man ihn kenne, sagte Barnabasunter Applaus und Gelächter der Gäste.
Die Bayerische Landesbank mit ihren Milliardenverlusten war einesder Hauptthemen der Rede. Barnabas zitierte zur großen Überraschungseiner Zuhörer Lenin, der gesagt habe: «Um die bürgerlicheGesellschaft zu zerstören, muss man ihr Geldwesen verwüsten. Ich habgar nicht g'wusst, dass so viele rote Wölfe sich unter dem schwarzenSchafspelz der CSU verbergen.»
Besonders enttäuscht zeigte sich der Fastenprediger von BayernsFinanzminister Georg Fahrenschon (CSU), der vor einem Jahr alsehrlicher Rechenkünstler ins Ministerium eingezogen sei «undinzwischen haben Sie sich auch schon den 'Lügenvirus' IhrerAmtsvorgänger eingefangen». Den CSU-Politikern, die 2007 dem Kauf dermaroden österreichischen Bank Hypo Group Alpe Adria (HGAA)zustimmten, warf Barnabas vor, Bayern blamiert zu haben: «Ihr habtuns zu bankpolitischen Ostfriesen gemacht.»
Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth sagte nach derFastenpredigt triumphierend: «Manche Gesichter sind ganz schönversteinert.» Es sei eine «sehr politische» Rede gewesen. Und auchder frühere Ministerpräsident Edmund Stoiber stellte fest: «Es warnicht so übersprudelnd, mit einer Pointe nach der anderen.» Ihm hatteBarnabas im Zusammenhang mit dem HGAA-Debakel zugerufen: «Haben'sgeglaubt: wenn Sie dem zwielichtigen Waffen-SS-Freunderl Haider seinbessarabisches Landesbankerl abkaufen, dann wird aus der Bayern LBein Global Player? Oh mei!»
Ganz aktuell baute Lerchenberg auch noch die Missbrauchsfälle ankatholischen Klosterschulen in seine Rede ein. Er schimpfte übergeistliche Päderasten und die Schuldzuweisungen des AugsburgerBischofs Walter Mixa an die zügellose Gesellschaft: «Oh SchiffleinPetri, von wie vielen Nieten wirst Du zusammengehalten.»