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EU-Parlament Von der Leyen wegen Personalentscheidung in der Kritik

Gibt es in der EU-Kommission von Ursula von der Leyen Vetternwirtschaft? Eine Mehrheit im EU-Parlament hegt diesen Verdacht und hat nun einen brisanten Antrag durchgebracht.

Von dpa Aktualisiert: 11.04.2024, 17:34
Ein Sprecher von der Leyens machte deutlich, dass es keine Pläne gebe, die Personalentscheidung rückgängig zu machen.
Ein Sprecher von der Leyens machte deutlich, dass es keine Pläne gebe, die Personalentscheidung rückgängig zu machen. Geert Vanden Wijngaert/AP/dpa

Brüssel - Eine große Mehrheit im Europaparlament hat sich wegen des Verdachts der Günstlingswirtschaft gegen die Ernennung des deutschen CDU-Politikers Markus Pieper zum Beauftragten der EU für kleine und mittelgroße Unternehmen gestellt. Die Abgeordneten forderten die zuständige EU-Kommission von Ursula von der Leyen dazu auf, die Personalentscheidung zugunsten des 60 Jahre alten Parteifreundes aus dem Münsterland rückgängig zu machen.

Ein von Grünen, Sozialdemokraten und Liberalen verfasster Antrag dazu wurde im Plenum mit 382 Stimmen angenommen. 144 Abgeordnete votierten dagegen, 80 enthielten sich.

Als Grund für ihren Vorstoß hatten die Abgeordneten Zweifel daran genannt, ob bei der Ernennung Piepers „die Grundsätze der Leistung, der Ausgewogenheit der Geschlechter und der geografischen Ausgewogenheit“ berücksichtigt wurden. Indirekt wurde der Kommissionspräsidentin vorgeworfen, mit Pieper gezielt einen Parteifreund ausgewählt zu haben. Mit dem Antrag wird die Kommission nun aufgefordert, „ein wirklich transparentes und offenes Verfahren“ für die Auswahl des Beauftragten einzuleiten.

Hintergrund der Vorwürfe ist unter anderem, dass in der Anfangsphase des Bewerbungsverfahrens zwei Bewerberinnen aus Schweden und Tschechien besser bewertet worden waren als der 60 Jahre alte Pieper. Der aus dem Münsterland stammende CDU-Politiker setzte sich demnach erst in den Auswahlgesprächen durch.

Von der Leyen will an Pieper festhalten

Parteifreunde von Pieper sowie Sprecher der EU-Kommission weisen den Verdacht der Günstlingswirtschaft als vollkommen unbegründet zurück. Sie sehen hinter dem Vorgehen der Abgeordneten eine politische Kampagne gegen von der Leyen, die nach der Europawahl im Juni erneut zur EU-Kommissionspräsidentin gewählt werden will. Dafür spreche, dass EU-Kommissare aus Reihen der nun kritischen Parteifamilien Einspruchsmöglichkeiten im behördeninternen Verfahren nicht wahrgenommen hätten, heißt es.

Ein Sprecher von der Leyens machte kurz nach der Entscheidung deutlich, dass es keine Pläne gebe, die Personalentscheidung rückgängig zu machen. Er betonte, dass bei dem Auswahlverfahren alle Regeln eingehalten worden seien und dass jede EU-Institution autonom über die Besetzung von Stellen entscheiden könne.

CDUler soll fünfstelliges Monatsgehalt bekommen

Nach Angaben der Kommission soll Pieper den Posten der Besoldungsgruppe AD 15 in der kommenden Woche wie geplant antreten. Er wird dann laut der EU-Gehaltstabelle auf ein Monatsgrundgehalt von mehr als 18.000 Euro kommen.

Mitarbeiter von der Leyens hatten bereits in den vergangenen Wochen wiederholt darauf verwiesen, dass es in Bewerbungsprozessen vollkommen normal sei, dass sich Kandidaten am Ende nicht durchsetzten, die in den ersten Runden in Test noch besonders gut abgeschnitten hätten. Zudem wurde unter anderem auf die jahrelange Erfahrung Piepers in der Mittelstandspolitik verwiesen.

Christdemokraten werfen Grünen Doppelmoral vor

Die christdemokratischen Abgeordneten Ivan Stefanec und Monika Hohlmeier warfen am Donnerstag insbesondere den bei dem Antrag federführenden Grünen Doppelmoral vor. In einigen Fällen hätten grüne Minister aus EU-Mitgliedstaaten Personen ohne formelle Bewerbungsverfahren eingestellt, argumentierte der Slowake Stefanec. Die CSU-Abgeordnete Monika Hohlmeier verwies auf den Fall des wegen Belästigungsvorwürfen zurückgetretenen deutschen Europaabgeordneten Malte Gallée. Sie kritisierte, die Grünen mahnten ständig eine wirksamere Anti-Harrassment-Politik an, hätten in dem genannten Fall aber selbst nicht die offiziellen Stellen eingeschaltet.