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Lengsfeld, Petry und Co. Vera Lengsfeld, Frauke Petry, Beatrix von Storch und co.

Von Markus Decker 23.03.2016, 18:07
Die AfD-Politiker Frauke Petry (r.) und Marcus Pretzell (l.) haben die Terroranschläge von Brüssel für populistische Äußerungen genutzt.
Die AfD-Politiker Frauke Petry (r.) und Marcus Pretzell (l.) haben die Terroranschläge von Brüssel für populistische Äußerungen genutzt. dpa

Berlin - Philipp Lengsfeld will die Sache abhaken. „Es ist alles gesagt“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete dieser Zeitung am MIttwoch, schob aber einen Satz nach: „Ich persönlich halte Facebook für kein gutes Medium für politische Diskussionen.“

Der 44-Jährige hatte am Vortag den Kopf hinhalten müssen für einen Post seiner Mutter Vera Lengsfeld. Die hatte nach den Anschlägen von Brüssel und gemünzt auf die Flüchtlingspolitik bei Facebook geschrieben: „Gelobt sei Angela Merkel, die Warmherzige, die Vorausschauende. Sie hat alles dafür getan, dass der Terror in Europa Fuß fassen kann. Lasst uns Angela Merkel feiern. Sie hat es geschafft!“

Zwar versuchte die Publizistin, die Angelegenheit nach einem Sturm der Entrüstung aus der Welt zu schaffen. Sie löschte den Post und behauptete, aus Versehen den Kommentar einer anderen Userin übernommen zu haben. Freilich glaubt das keiner, weil sich die Frau, die früher wie ihr Sohn für die CDU im Bundestag saß, seit einiger Zeit in dieser Weise äußert.

Von der SED gen AfD

Auch sonst nutzten Rechtspopulisten die Ereignisse. Die AfD-Europaabgeordnete Beatrix von Storch entsandte „viele Grüße aus Brüssel“ und fuhr sarkastisch fort: „Hat aber alles nix mit nix zu tun.“ Auch das war eine Anspielung auf die Flüchtlingskrise. So verschränken sich Familien- und Zeit-Geschichte.

Mutter und Sohn Lengsfeld haben einiges gemeinsam. Die beiden Ostdeutschen wandten sich gegen das SED-Regime. Beide emigrierten unter dem Druck der Staatsmacht gegen Ende der DDR nach England und wechselten später von den Grünen zur CDU. Schließlich lehnen beide Merkels Flüchtlingspolitik ab und kritisieren gern öffentlich Journalisten.

Doch während sich das einstige SED-Mitglied Vera Lengsfeld in Ton und Inhalt weiter radikalisierte, seit sie schon in der CDU an den Rand geriet, bleibt Philipp Lengsfeld stets sachlich. In der Unionsfraktion heißt es, der Fan von Hertha BSC sei fleißig und im Grunde „ein armer Kerl“. Man könne sich seine Eltern ja nicht aussuchen.

Der Sohn distanzierte sich denn auch von seiner Mutter. Es gebe keinen Grund und keine Rechtfertigung dafür, Merkel mit den blutigen Attentaten in Verbindung zu bringen, twitterte Philipp Lengsfeld. Für ihn sei das alles „nicht leicht“.

„Verfluchte Heuchler“

Vera Lengsfeld steht ihrerseits von Storch nahe. Womit wir bei der AfD wären. Deren Chefin Frauke Petry entsandte zwar nicht „viele Grüße aus Brüssel“, nannte aber all jene „Heuchler“, die Mitgefühl mit den Brüssel-Opfern demonstrieren, ohne gegen den Islam und Zuwanderung aus islamischen Ländern im Sinne der AfD etwas zu tun. Petry schrieb: „Wir erwarten jetzt Maßnahmen gegen Terroristen und nicht Lichterketten gegen diejenigen, die vor diesen Zuständen seit Jahren warnen!“

Ihr neuer Partner Marcus Pretzell, der nordrhein-westfälische AfD-Chef, ging übrigens noch einen Schritt weiter. Er sprach nicht von „Heuchlern“, sondern von „verfluchten Heuchlern“ und verwandte den Hashtag „jesuisheuchler“.

Der gebürtigen Thüringerin Vera Lengsfeld wird das gefallen. Aber sie dürfte es bis auf weiteres nicht mehr zeigen.