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Joe Biden im Porträt US-Wahl 2020: Joe Biden - der Anti-Trump

29.10.2020, 13:40
Joe Biden, Präsidentschaftskandidat der Demokraten
Joe Biden, Präsidentschaftskandidat der Demokraten AP

Washington - Joe Biden verkörpert vieles, was Donald Trump nicht sein will. Der 77-Jährige ist seit Jahrzehnten Teil des politischen Establishments der USA. In den Kampf ums Weiße Haus zog der Polit-Veteran mit der Begründung, dass eine weitere Amtszeit des republikanischen Amtsinhabers das Wesen des Landes fundamental und für immer verändern würde. Der Gegensatz zu Trump ist Bidens stärkstes Argument vor der Wahl am 3. November, bei der er auf die Unterstützung einer breiten Koalition hofft.

BIDEN - DER POLITIKER

Biden wurde am 20. November 1942 in Scranton im Bundesstaat Pennsylvania geboren. Der Jurist begann seine Politiker-Karriere im Stadtrat von Wilmington (Delaware), wo er heute mit seiner zweiten Ehefrau Jill lebt. Im Alter von nur 29 Jahren wurde Biden 1972 in den US-Senat gewählt und vertrat dort Delaware bis 2009. Vor den Wahlen 1988 und 2008 bewarb sich Biden erfolglos um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Nun unternimmt er den womöglich letzten Anlauf, vom Oval Office aus die USA zu regieren.

BIDEN IM WEISSEN HAUS

2009 zog Biden als Vizepräsident in der Regierung von Trump-Vorgänger Barack Obama ins Weiße Haus ein. In den zwei Amtszeiten habe er in Biden einen Bruder gefunden, sagte Obama im August. Die Demokraten werben damit, dass Biden Verlässlichkeit statt Unberechenbarkeit, Selbstlosigkeit statt Egoismus, Ruhe statt Lärm, Anstand statt Unehrlichkeit ins Weiße Haus bringen würde. Herausgestellt wird auch Bidens politische Erfahrung. Biden sagt, er trete bei der Wahl als Demokrat an. Als er beim letzten TV-Duell mit Trump gefragt wurde, was er bei einem Sieg in seiner Rede zur Amtseinführung sagen werde, antwortete er: „Ich bin ein amerikanischer Präsident, ich vertrete Euch alle, ob Ihr für oder gegen mich gestimmt habt.“

DIE FAMILIE

Jill Biden ist die zweite Ehefrau des früheren Vizepräsidenten. Aus dieser Ehe stammt die Tochter Ashley Blazer. Jill Biden präsentiert sich zugänglich und volksnah. Beim Parteitag der Demokraten ließ sich die 69-Jährige aus einem Klassenraum einer High School in Wilmington zuschalten, in der sie früher Englisch unterrichtet hatte. Jill Biden zeichnete dabei ein sehr persönliches Bild eines fürsorglichen Ehemannes und Vaters mit einem festen Wertekompass, der sich für andere Menschen einsetzt. Bei öffentlichen Auftritten wirkt der Umgang der Bidens miteinander liebevoll.
Joe Biden spart in seinen Reden nicht damit, seine Wurzeln zu betonen. Mal erzählt er, was er von seinem Vater gelernt habe, oder er leitet seine Sätze mit „Meine Mutter würde sagen...“ ein. Immer wieder spricht er über die Bedeutung der Familie für sein Leben.

SCHICKSALSSCHLÄGE

Bidens Triumph bei der Senatswahl 1972 wurde von einem Autounfall überschattet, bei dem seine erste Ehefrau Neilia und die gemeinsame Tochter Naomi getötet wurden. Die Söhne Beau und Hunter wurden verletzt. Biden sagt, die Söhne - um die er sich als alleinerziehender Vater kümmerte, bis er Jill kennenlernte - hätten ihn gerettet. 2015 kam es zu einem weiteren Schicksalsschlag, als Beau an den Folgen eines Hirntumors starb.

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Bidens jüngerer Sohn Hunter lebte in er Vergangenheit unstet, inzwischen spricht er öffentlich über seine Suchtproblematik. Die Republikaner versuchen seit langem, Joe Biden wegen früherer umstrittener Auslandsgeschäfte seines Sohnes das Leben schwer zu machen. Hunter Biden hatte unter anderem über Jahre hinweg einen hoch dotierten Posten bei einer skandalumwitterten Gasfirma in der Ukraine. Trump wirft Biden vor, als Vizepräsident versucht zu haben, seinen Sohn vor der ukrainischen Justiz zu schützen. Mittlerweile lebt Hunter Biden als Künstler in Kalifornien.

BIDEN UND DIE VERBÜNDETEN

Biden ist kein Visionär. Er will das Land „zurück zur Normalität“ führen und zusammenbringen. Er beschwört die alten Zeiten, als Obama und er im Weißen Haus waren und die USA bei Verbündeten als berechenbarer Partner galten. „Das Erste, was ich tun muss, und ich scherze nicht: Wenn ich gewählt werde, muss ich mit den Staatschefs telefonieren und sagen, dass Amerika zurück ist, Sie können auf uns zählen“, sagte Biden kürzlich. „Ich werde ein Präsident sein, der unseren Verbündeten und Freunden zur Seite steht“, sagte er an anderer Stelle. „Ich werde unseren Gegnern deutlich machen, dass die Zeiten des Einschmeichelns bei Diktatoren vorbei sind.“ (dpa)