Totenschädel-Fotos Totenschädel-Fotos: Sieben Soldaten droht die Degradierung
München/dpa. - Das Verteidigungsministerium bestätigte am Freitag in Berlin, dassgegen sie ein Disziplinarverfahren vor dem Truppendienstgericht derBundeswehr eingeleitet werden soll. Der Generalinspekteur derBundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, will als Konsequenz aus der AffäreSoldaten mit Führungsverantwortung stärker auf ihre ethische undmoralische Verantwortung im Einsatz vorbereiten. Es solle einen«Ausbildungspass» geben, der die «gute und zweckmäßige Ausbildung derBundeswehr» bestätige, sagte Schneiderhan der «Welt» (Samstag).Entscheidend sei, dass alle Kommandeure, Einsatzführer undKompaniefeldwebel dieses Ausbildungsangebot nutzten.
Den Soldaten drohen mit den Disziplinarverfahren laut «Bild»-Zeitung (Freitag) Degradierung, Beförderungsstopp sowie eine Kürzungdes Soldes. Vier weitere Mannschaftsdienstgrade kämen dagegen ohneVerfahren davon. Ihnen werde mildernd angerechnet, dass Vorgesetztesie nicht daran hinderten, mit menschlichen Knochen zu posieren.
In der vorigen Woche hatte die Staatsanwaltschaft strafrechtlicheErmittlungsverfahren gegen einige der Soldaten mit der Begründungeingestellt, dass die Totenruhe nicht gestört worden sei. Da dieafghanische Bevölkerung das Gelände mit den Totenschädeln nahe Kabulfür Lehmabbau zum Hausbau nutze, handle es sich nicht um eineBeisetzungsstätte. Nur wenn es sich um eine derartige Stättegehandelt hätte, wären die Vorfälle strafbar gewesen. Die Schädel undandere menschliche Knochenteile auf dem Gelände stammen vermutlichvon sowjetischen Soldaten aus der früheren Besatzungszeit.
Ende Oktober hatten die veröffentlichten Fotos aus den Jahren 2003und 2004 über Deutschland hinaus zu Empörung geführt. Zeitweise wargegen 23 aktive und frühere Soldaten ermittelt worden. MehrereBundeswehr-Angehörige wurden vorläufig vom Dienst suspendiert.
In seinem dreiseitigen Bericht macht SchneiderhanVerteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) Vorschläge, wiederartiges Fehlverhalten künftig vermieden werden könne. Dabei gehees nicht um die disziplinarische Strafe für die beteiligten Soldaten,sondern um Fehler bei der Ausbildung und der Dienstaufsicht, diedieses Verhalten ermöglichten, schreibt die «Welt». «Die jungenVorgesetzten müssen den Mut besitzen, bei Fehlern einzuschreiten,auch wenn dies nicht bequem ist. Da darf es keine falsche Kumpaneigeben», sagte Schneiderhan der Zeitung.
Offensichtlich könne die Verinnerlichung der Werteordnung desGrundgesetzes nicht mehr als selbstverständliches Ergebniselterlicher und schulischer Erziehung vorausgesetzt werden, sagteSchneiderhan. Die Bundeswehr sei aber auch nicht die Schule derNation. «Wir können nicht die Fehler korrigieren, die möglicherweiseüber viele Jahre gemacht wurden.»