1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Sucht-Statistik: Sucht-Statistik: Partydrogen sind bei Jugendlichen auf dem Vormarsch

EIL

Sucht-Statistik Sucht-Statistik: Partydrogen sind bei Jugendlichen auf dem Vormarsch

18.05.2005, 09:20
Von der Kriminalpolizei beschlagnahmte Ecstasy-Tabletten (Archivfoto: dpa)
Von der Kriminalpolizei beschlagnahmte Ecstasy-Tabletten (Archivfoto: dpa) dpa/dpaweb

Berlin/dpa. - Caspers-Merk wertet den rückläufigen Trend bei der Zahl derDrogentoten als Beleg dafür, dass die Bundesregierung die Weichen bei der Suchthilfe richtig gestellt hat, wie sie bei der Vorstellung des neuen Drogen- und Suchtberichts betonte. 2003 waren in Deutschland 1477 Menschen am Konsum illegaler Drogen gestorben, im Jahr 2000 noch 2030. Binnen Jahresfrist ging die Zahl der Rauschgifttoten um sechs Prozent zurück. Fast zehn Prozent der Rauschgifttoten - damit überdurchschnittlich viel - waren Aussiedler.

Die Anhebung der Tabaksteuer zeigt nach Angaben Caspers-Merkszumindest aus gesundheitspolitischer Sicht deutlich Wirkung. AchtProzent der Raucher hätten bei einer Befragung anlässlich der erstender drei beschlossenen Erhöhungsstufen zum 1. März 2004 angegeben,mit dem Rauchen aufgehört zu haben. «Der Geldbeutel ist noch immerein gutes Argument in der Drogen- und Suchtpolitik», sagte die SPD-Politikerin. Hinzukommen müsse aber ein gesamtgesellschaftlicher«Wertewandel»: Nichtrauchen müsse zum Normalfall werden.

Täglich sterben nach den Worten der Drogenbeauftragten im Schnittin Deutschland rund 300 Menschen an den Folgen des Qualmens, rund120 000 seien es im Jahr. Die volkswirtschaftlichen Kosten schätztenExperten auf knapp 20 Milliarden Euro: Davon entfielen rund zweiDrittel auf Arbeitsausfälle, ein Drittel auf die medizinischeBehandlung. Nachweislich fehlten Nichtraucher deutlich seltener amArbeitsplatz als Raucher.

Nach den Worten von Caspers-Merk gilt der Griff zum Glimmstängelbei Jugendlichen zunehmend als «uncool»: So sei die Raucherquote beiden 12- bis 17-Jährigen von 28 Prozent im Jahr 2001 auf 20 Prozent imJahr 2005 zurückgegangen. Als Grund dafür nannte sie unter anderem,dass die Zigarettenindustrie keine Gratisproben mehr verteilen darf.Von 2007 an kann Zigaretten an Automaten nur noch mit persönlicherChipkarte ziehen, wer über 16 Jahre alt ist.

Besonders positiv wertete Caspers-Merk die Alcopopsteuer: Diesehabe den Konsum der alkoholhaltigen Mixgetränke bei den Jugendlichenstark gedämpft. Vor Erhebung der Sondersteuer im August 2004 hättennoch 28 Prozent der 12- bis 17-Jährigen mindestens einmal im MonatAlcopops konsumiert, aktuell seien es noch 16 Prozent. Ein Ausweichenauf andere alkoholische Getränke sei nicht feststellbar. Zudem gingder «Gesamtalkoholkonsum» bei den unter 18-Jährigen leicht zurück.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, sprachsich dafür aus, Tabak weiter zu verteuern, um vor allem Jugendlichevom Nikotin abzuhalten. Er warnte davor, die zum 1. September 2005anstehende dritte Stufe der Tabaksteuererhöhung ausfallen zu lassen.Dieser Schritt dürfe nicht «an kurzsichtigen haushaltspolitischenÜberlegungen scheitern», kritisierte Hoppe Überlegungen in der rot-grünen Koalition.