Streit um Praxisgebühr Streit um Praxisgebühr: Kassen zahlen nur Untersuchung beim Augenarzt

Düsseldorf/dpa/ddp. - Künftig übernehmen Krankenkassen die Kosten für eine Brillenbestimmung nur noch, wenn die Untersuchung vom Augenarzt vorgenommen wird. Eine Erstattung für den gleichen Test beim Optiker gibt es nicht mehr, teilt der Zentralverband der Augenoptiker mit. Die Spitzenverbände der Krankenkassen wiesen darauf hin, dass es den Kassen seit Januar nicht mehr gestattet ist, die Kosten für eine Brille zu übernehmen. Die Bestimmung der Sehschärfe beim Optiker diene aber allein der Anschaffung einer Brille. Und deshalb würde auch die Brillenbestimmung dort nicht mehr bezahlt.
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) ist gegen weitere Sonderregelungen bei der Praxisgebühr. Sie lehnt es ab, wie bei der Anti-Baby-Pille auch Folgerezepte für Medikamente gegen Asthma oder Schilddrüsenfehlfunktionen von der Gebühr freizustellen.
Bei der Anti-Baby-Pille, so Schmidt, sei die Situation anders gelagert. Die Pille müsse von Frauen ab dem 21. Geburtstag komplett privat bezahlt werden, was für viele finanziell nicht einfach zu verkraften sei. Daher sei es gerechtfertigt, bei Folgerezepten zur Empfängnisverhütung nicht jedes Mal zehn Euro zu berechnen. Der SPD-Gesundheitsexperte Klaus Kirschner forderte dagegen, für chronisch Kranke müsse es ebenfalls weit reichende Ausnahmeregelungen geben, so etwa für Schilddrüsen- und Asthma-Rezepte.
Der Union gehen bereits die Änderungen bei der Anti-Baby-Pille zu weit. "Wenn man in diesem Punkt bei der Praxisgebühr eine Ausnahme zulässt, ist weiteren Ausnahmen Tür und Tor geöffnet", warnte CDU-Sozialexperte Andreas Storm: "Es besteht die Gefahr, dass die Reform zu sehr verwässert wird."
Schmidt kündigte an, dass noch offene Fragen zur Praxisgebühr in einer Woche gelöst sein werden. Die Ministerin sicherte zudem zu, dass irrtümlich gezahlte Gebühren von den Kassen erstattet werden. Der neue Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen traf sich derweil in Berlin zur konstituierenden Sitzung. Der neu gewählte Ausschussvorsitzende Rainer Hess kündigte eine rasche Vereinbarung an, wer per Definition als chronisch krank gilt.