Statistik Statistik: Mehr Kinder, ältere Mütter
Halle (Saale)/DPA/MZ. - Frauen im Ostenbekommen durchschnittlich wieder mehr Kinderund sind bei der Geburt deutlich älter alsnoch zu Wendezeiten. Während 1990 im Durchschnittdie Frauen im Alter von 23 Jahren die meistenKinder bekamen, so waren es im Vorjahr die30-Jährigen. Die Zahl der Kinder pro Fraustieg in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahrauf 1,41, teilte das Statistische Bundesamtgestern mit. Zum Vergleich: 1995 brachte jedeFrau im Land durchschnittlich 0,82 Kinderzur Welt.
Auch bundesweit bekommen die Frauen so vieleKinder wie zuletzt vor zwei Jahrzehnten. ImVorjahr lag die durchschnittliche Kinderzahlpro Frau bei 1,39. Das ist die höchste Quoteseit 1990. Damals gebar jede Frau 1,45 Kinder.
Der Ost-West-Unterschied blieb aber auch2010 spürbar. Im Westen erhöhte sich die durchschnittlicheKinderzahl auf 1,39, im Osten auf 1,46. "Ichsehe die Entwicklung im Osten auch deshalbetwas positiver, weil der Anstieg hier bereitslänger anhält", erklärte Jürgen Dorbritz,Direktor des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung,der MZ. Zudem existierten verschiedene Muster."Grundsätzlich gibt es im Osten mehr Familienmit einem Kind." Im Westen entschieden sichvor allem hoch qualifizierte Frauen dagegenöfter für die Karriere. Andere blieben stattdessenHausfrau. "In den Fällen gibt es etwas häufigerauch Familien mit drei oder sogar vier Kindern."
Im europäischen Vergleich aber hinkt Deutschlandbei der Geburtenrate weiter hinterher. "Derminimale Anstieg von 1,36 auf 1,39 Kinderje Frau ist nichts sensationelles, zumal dieZahlen auch immer ein wenig schwanken", sagteDorbritz. "Aus diesen Zahlen kann man keinenTrend ablesen. Zudem kommen wir mit diesemWert nicht einmal ins europäische Mittelfeld."
Insgesamt wurden 2010 bundesweit 678000 Kinderlebend geboren - 13000 mehr als 2009. Dabeibekamen mehr Frauen ein zweites oder drittesKind. Bei den Erstgeborenen war die Zunahmegeringer. Allerdings ging auch die Zahl derFrauen im gebärfähigen Alter zwischen 15 und49 Jahren von 18,7 Millionen 2009 auf 18,4Millionen zurück. "Diese Zahlen sind insgesamtzu niedrig, um die Alterung der Bevölkerungabzufangen", erklärte Dorbritz. "Und auchmit dem Ausbau der Kitas sowie der Einführungdes Elterngeldes werden wir kurzfristig kaumEffekte erzielen."
Die Frage, warum Deutschland trotz Elterngeldund Vätermonaten das geburtenschwächste LandEuropas bleibt, treibt auch Unions-FraktionschefVolker Kauder um. Der Neuen Osnabrücker Zeitungsagte er, die Familienpolitik gehöre nachder Bundestagswahl 2013 auf den Prüfstand.Gemeint war vor allem das Elterngeld. Er habeimmer darauf hingewiesen, dass man mit Geldkeinen Kindersegen schaffe.
Das Bundesfamilienministerium wies die Forderungzurück: Am Elterngeld werde nicht gerüttelt,sagte ein Sprecher. Es sei "ein erfolgreicherBaustein einer modernen Familienpolitik".Die Geburtenrate für 2010 zeige, dass dieMenschen wieder optimistischer seien, sagteder Sprecher. Mit Kindergeld, Elterngeld unddem Kita-Ausbau habe das Ministerium "dierichtigen Rahmenbedingungen geschaffen, damitsich Eltern ihre Kinderwünsche erfüllen können".
Aus Sicht des Demografie-Experten Gerd Bosbachmuss das Augenmerk auf Ausbildung statt Geburtenratenliegen. "Es geht nicht um Geburten, sondernum vernünftig ausgebildete und gesunde Menschen,die arbeiten können."