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Spenden für Tansania Spenden für Tansania: Korruption bei kirchlichen Hilfswerken?

27.06.2008, 07:24

Frankfurt/Main/ddp. - Die «Frankfurter Rundschau» (Freitagausgabe) dokumentiertanhand von Berichten von Wirtschaftsprüfern, wie rund 300 000 Eurodeutsches Spendengeld für Hilfsprojekte in Tansania verschwanden.Betroffen seien das evangelische Hilfswerk «Mission Eine Welt», dasNordelbische Missionswerk (NMZ) und die sächsische Kirchenprovinz(KPS). Sie finanzieren gemeinsam Projekte in der Südzentraldiözesedes ostafrikanischen Landes und hätten die Korruptionsfällebestätigt.

«Das ist ein Riesenproblem», sagt Michael Martin, Oberkirchenratder bayerischen Landeskirche. «Wir haben auch eine Verantwortunggegenüber den Spendern.» Für die Kirchenoberen in Afrika sei es «eineRiesenversuchung, wenn sie plötzlich Projektmittel in Millionenhöheerhalten». Oft würden Summen abgezweigt, um Bekannte zu versorgen.Doch nach Recherchen der Zeitung soll auch eine deutscheEntwicklungshelferin des Nordelbischen Missionswerks Geld veruntreuthaben.

Die Deutschen Werke «wussten spätestens seit Frühjahr 2006 vondiesen Veruntreuungen, ohne dass rechtliche Konsequenzen gezogenwurden», sagt Gottfried Mernyi, Geschäftsführer des Arbeitskreisesfür Weltmission in Österreich. Wegen der mangelnden Bereitschaft derdeutschen Hilfswerke, die Korruption zu bekämpfen, arbeite man inTansania nicht mehr zusammen, sagt Mernyi. «Die Öffentlichkeit inTansania und Deutschland und vor allem die Spender wurden über diekriminellen Machenschaften und das Ausmaß der systemischen Korruptionnicht informiert», bedauerte Mernyi.

Da die deutschen Kirchen einen korrupten Bischof stützten, seiensogar Bedürftige gestorben, sagt der österreichische Arzt RainerBrandl dem Blatt. Er selbst sei mit Waffengewalt aus seiner Stationim Krankenhaus Bulongwa vertrieben worden, nachdem er den Bischofkritisiert habe. «Durch die Schließung der Aids-Station sindPatienten gestorben, weil sie nicht mehr angemessen behandelt werdenkonnten», sagte Brandl.