SPD SPD: Angreifer war über Schröder verärgert

Hamburg/Mannheim/dpa. - Nach der Ohrfeige für BundeskanzlerGerhard Schröder (SPD) hat der Angreifer seine Tat mitUnzufriedenheit über die Politik des Regierungschefs begründet.«Meine Tat ist unanständig, basta, aber nicht ungerecht», sagte derarbeitslose Gymnasiallehrer dem «Spiegel».
Kanzlergattin Doris Schröder-Köpf reagierte empört auf den Bericht.Sie verstehe nicht, wie das Nachrichtenmagazin in dieser Form einemoffensichtlich gestörten Menschen mit seinen abstrusen Argumenten soviel Raum geben könne, sagte sie der dpa.
Der 52-jährige Angreifer hatte den Kanzler während eines Empfangesfür neue Parteimitglieder in Mannheim geohrfeigt. Das Kanzleramterstattete Strafanzeige wegen Beleidigung und Körperverletzung. Beieiner Verurteilung erwarten ihn eine Geldstrafe oder eine Haftstrafebis zu einem Jahr. Beim Prozess wird Schröder nicht als Zeuge vorGericht aussagen müssen. Er könne in Berlin richterlich vernommenwerden, sagte der zuständige Mannheimer Richter in der «Bild»-Zeitung(Samstag). «Es gibt ja genügend Augenzeugen.»
Der Täter war der SPD im Februar beigetreten. «Ich wollte in diePartei, um gegen Schröder zu kandidieren, weil ich Schröder für denmiesesten, erfolglosesten und ahnungslosesten Kanzler halte, den wirje hatten», sagte der aus Berlin stammende und heute bei Freiburglebende Mann dem «Spiegel». Er habe sein «Projekt SPD» ursprünglichgestartet, «um den Kanzler zu kippen, nicht um ihm eine zu scheuern».Zu seiner Zukunft befragt, sagte er: «Wenn der Rummel vorbei ist,wird sich meine Situation durch diese Aktion dramatischverschlechtern. Die rollen jetzt über mich hinweg, und da hab ichkeine Chance.»
Nach Ansicht Schröder-Köpfs muss sich das Magazin fragen lassen,ob es mit seinem zweiseitigen Bericht nicht Nachahmer geradezuermuntere. Bei einem Messerstich seien es dann «vielleicht sogar vierSeiten». Der Lehrer werde in dem Beitrag für seine gewalttätigeAktion geradezu zum Helden stilisiert, sagte Schröder-Köpf. Dies habemit einer fairen Berichterstattung nichts zu tun.