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Protest gegen Trump Richard Trumka, Chef der wichtigsten US-Gewerkschaft verlässt Beratergremium von Donald Trump

Von Karl Doemens 16.08.2017, 06:22
Richard Trumka verlässt Beratergremium.
Richard Trumka verlässt Beratergremium. AP

Washington - Mit kaum einer angeblichen Leistung brüstet sich Donald Trump so gerne wie mit seinen Erfahrungen als Geschäftsmann. Gerne lässt er sich mit Managern im Weißen Haus fotografieren. Und kaum eine Pressekonferenz vergeht, bei der er sich nicht mit der Entwicklung der Aktienkurse brüstet. Donald Trump versteht etwas vom Business, und er ist gut für die Jobs in Amerika, lautet seine Botschaft.

Doch nun kriselt es mächtig zwischen dem Immobilienmogul und den Managern der börsennotierten US-Unternehmen. Immer mehr Vorstände haben das Gefühl, dass zu viel Nähe zum Präsidenten ihrem Geschäft eher schadet als nutzt.

So hatte Uber-Chef Travis Kalanick schon im Februar aus Protest gegen den Einwanderungsstopp Trumps Strategie-Beirat verlassen. Im Juni folgten ihm Tesla-Boss Elon Musk und Disney-Chef Bob Iger wegen der Aufkündigung des Pariser Klima-Abkommens. Und nun sind gleich vier Manager wegen Trumps zögerlicher Absage an den Rassismus aus dem Industrie-Beirat ausgeschieden.

Kenneth Frazier macht den Anfang

Den Anfang machte am Montag Kenneth Frazier, der Boss des Pharmakonzerns Merck. Er fühle als Unternehmenschef und aufgrund seines persönlichen Gewissens „die Verantwortung, gegen Intolerant und Extremismus einzustehen“, erklärte er.

Einen Tag später folgte Brian Krzanich, der Chef des Chip-Herstellers Intel. Er verabscheue die rassistischen Ausschreitungen von Charlottesville, schrieb er: „Ich trete ab, weil ich Fortschritte erzielen will, während viele in Washington damit beschäftigt sind, diejenigen anzugreifen, mit denen sie nicht übereinstimmen.“

„Wir sind in Innovation und Sport tätig, nicht in der Politik.“

Schließlich twitterte der Sportartikelhersteller Under Armour, dass sein Chef Kevin Plank auch nicht mehr zur Verfügung stehe: „Wir sind in Innovation und Sport tätig, nicht in der Politik.“

Trump reagierte auf seine Weise – wütend. Vor knapp einem Monat noch hatte er gemeinsam mit Frazier seine Job-Offensive im Weißen Haus gefeiert und den Meck-Chef dabei ein „Wirtschaftsgenie“ genannt, das in Amerika viele Arbeitsplätze schaffe. Nun twitterte Trump, Frazier zocke die Kunden mit betrügerischen Preisen ab und vernichte Arbeitsplätze. „Bring die Jobs zurück und senke die Preise!“, pöbelte der Präsident.

Dass Trump nach dem Nazi-Terror von Charlottesville und kurz vor seinem Aufruf zur Versöhnung ausgerechnet einen afroamerikanischen Manager persönlich verunglimpfte, wurde in US-Medien besonders kritisch angemerkt.

Kaum hatte Trump am Dienstag dann verärgert getwittert, für jeden „Wichtigtuer“, der aus seinen Beratergremien ausscheide, finde er leicht Ersatz, kam die nächste Absage: Auch Scott Paul, der Chef des Industrieverbandes Alliance for American Manufacturing, spielt nicht mehr mit. Am Wochenende hatte Paul eine klare Verurteilung des weißen Nationalismus gefordert. Und die Reihen lichten sich weiter.

Aus Protest gegen jüngste Reaktionen

Aus Protest gegen die jüngste Reaktion von US-Präsident Donald Trump auf die rechtsextreme Gewalt in Charlottesville hat sich nun auch der Chef des größten Gewerkschaftsdachverbands aus einem der Beratergremien des Präsidenten zurückgezogen.

„Wir können nicht dem Beirat eines Präsidenten angehören, der Intoleranz und heimischen Terrorismus toleriert“, erklärte Richard Trumka von dem Verband AFL-CIO am Dienstag. Er warf Trump vor, mit seinen jüngsten Bemerkungen seine „aufgezwungene“ Erklärung zu den Vorfällen vom Vortag zu widerrufen.

Nach dem Aufmarsch ultrarechter und rechtsextremer Gruppierungen in Charlottesville und dem Tod einer 32-jährigen Gegendemonstrantin hatte Trump am Wochenende eine klare Schuldzuweisung an Rechtsextreme zunächst vermieden und von Gewalt auf „vielen Seiten“ gesprochen.

Erst mit zwei Tagen Verspätung distanzierte er sich am Montag auf massiven Druck hin eindeutig von der rechtsextremen Gewalt. Einen Tag später kehrte er aber auf einer hitzigen Pressekonferenz in New York zu seiner ursprünglichen Aussage zurück, wonach es „Verschulden auf beiden Seiten“ gegeben habe. (mit AFP)