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Demonstrationen „No Kings“: Massenproteste gegen Trump in den USA

Der autokratische Politikstil von Präsident Donald Trump trifft in den USA auf Widerstand. Millionen Menschen gehen unter dem Motto „No Kings“ auf die Straße. Trump gefällt sich indessen als König.

Von Luzia Geier, Johanna Hänsel, Tina Eck, Franziska Spiecker und Barbara Munker, dpa Aktualisiert: 19.10.2025, 13:53
In New York nahmen laut Polizei mehr als 100.000 Menschen an Protesten teil.
In New York nahmen laut Polizei mehr als 100.000 Menschen an Protesten teil. Olga Fedorova/AP/dpa

New York/Washington - Von New York bis Texas: In den USA hat es erneut Massenproteste gegen Präsident Donald Trump und dessen Politik gegeben. Unter dem Motto „No Kings“ - zu Deutsch: „Keine Könige“ - fanden im ganzen Land Demonstrationen statt. Die Organisatoren sprachen am Samstagabend (Ortszeit) von fast sieben Millionen Teilnehmern in mehr als 2.700 Städten und Ortschaften - rund zwei Millionen mehr als noch im Juni. „Der Präsident glaubt, seine Macht sei absolut“, heißt es auf der Website. „Aber in Amerika haben wir keine Könige.“

Trump geriert sich als König im Netz

Von republikanischer Seite hatte es im Vorfeld geheißen, die Teilnehmer würden „Amerika hassen“. Trump selbst sagte dem Sender Fox News: „Ich bin kein König.“ Im Laufe des Samstags entschied sich der Präsident aber offenbar für einen Perspektivwechsel: Mit mehreren geposteten künstlich generierten Videos machte er deutlich, wie wenig er auf die gegen seine Politik vorgebrachte Kritik gibt. 

Ein in seinem Online-Sprachrohr Truth Social veröffentlichter Clip stellte ihn als Piloten eines Kampfjets dar, welcher die Aufschrift „King Trump“ trägt. Mit dem Flieger wirft er braunen, an Kot erinnernden Schlamm über Demonstranten ab. In einem weiterem ebenfalls KI-erzeugten Clip, den sein Vize JD Vance auf der Plattform Bluesky zuvor veröffentlicht hatte, geriert Trump sich vollends als König: In dem Schwarzweiß-Clip legt er sich selbst mit Krone, Mantel und Schwert die Insignien monarchischer Macht an. Dann knien die Umstehenden nieder - zuvorderst seine politische Erzfeindin Nancy Pelosi, die demokratische frühere Vorsitzende des Repräsentantenhauses. Trump selbst teilte das Video ebenfalls über Truth Social.

Friedliche Demonstrationen und Sorge um Demokratie

Trump hatte wiederholt behauptet, Demonstrierende seien gewaltbereit. Der jetzige - republikanische - Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sagte bei einer Pressekonferenz, er erwarte „Hamas-Unterstützer“, „Antifa-Typen“ und „Marxisten in voller Montur“ bei den „No Kings“-Protesten.

Gegner werfen Trump und seinem Umfeld vor, gezielt Eskalation zu befeuern und den Einsatz des Militärs gegen Andersdenkende normalisieren zu wollen. Mehrere demokratisch regierte Städte und Bundesstaaten gehen juristisch gegen die Entsendung der Nationalgarde in ihre Gemeinden vor.

Zuletzt gab es in mehreren Städten immer wieder kleinere Proteste, insbesondere gegen Trumps Migrationspolitik. Teils kam es dabei auch zu Zusammenstößen. Laut US-Medien verliefen die „No Kings“-Proteste bis zum Abend friedlich. Nur am Rande kam es vereinzelt zu Auseinandersetzungen.

Seit Trumps Amtsantritt im Januar haben die Demonstrationen gegen ihn deutlich zugenommen. Verschiedene Gruppen scheinen sich inzwischen auch zunehmend untereinander zu organisieren: Etliche Initiativen sind unter dem Dach von „No Kings“ vereint. Gleichzeitig gilt es als Herausforderung, die Vielzahl unterschiedlicher Anliegen zu bündeln.

Bunte Aufblaskostüme in New York und anderswo

In New York City nahmen laut Polizei mehr als 100.000 Menschen friedlich an Protesten in der Stadt teil. Teilnehmer äußerten Sorge um den Zustand der US-Demokratie. „Wir sind am Kipppunkt zum Faschismus“, sagte eine junge Frau namens Meg. Der Künstler Michael sagte, die Mächtigen in den USA - weiße Männer - brächten absichtlich Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Sexualität gegeneinander auf, um ihre eigene politische Macht zu erhalten.

Auffällig waren in New York wie anderswo bunte, aufblasbare Kostüme. „Ich will das Narrativ widerlegen, dass wir gefährlich oder gewalttätig sind“, sagte Michelle, die als Hase verkleidet war. „Wir verteidigen unser Land mit Freude.“

Washington und Umgebung

Tausende demonstrierten auch in der US-Hauptstadt Washington, in der derzeit viele Bundesbedienstete wegen des teilweisen Regierungsstillstands im Zwangsurlaub sind oder schon zuvor im Zuge von Kürzungen entlassen wurden. Der Sender CNN zitierte einen Demonstranten mit den Worten, er arbeite seit 20 Jahren im öffentlichen Dienst - und die Trump-Regierung sei im Begriff, diesen zu zerstören.

Auch im wohlhabenden Umland versammelten sich zahlreiche Menschen, etwa in Bethesda im Bundesstaat Maryland. Eine Frau in einem Hahnenkostüm hielt ein Schild mit der Aufschrift „Wir brauchen keine royalen Dekrete“ - als Anspielung auf die zahlreichen Anordnungen, mit denen Trump seine Politik durchsetzen will.

Auch im Boston Common Park im Bundesstaat Massachusetts war der Protest gegen Trumps Politik deutlich: Auf Plakaten war zu lesen: „Nein zur Autokratie, ja zur Demokratie“ oder „Hände weg von unseren Nachbarn“. 

In Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania stimmten Teilnehmende das Lied „Won’t You Be My Neighbor?“ von Fred Rogers an - bekannt aus einer Kindersendung, die in Pittsburgh produziert wurde und Generationen prägte. Damit wollten sie ein Zeichen für Gemeinschaft und gegen Angst und Gewalt setzen - besonders im Hinblick auf die Rechte von Migranten, hieß es. 

Über der Menge wehten US-Flaggen. Die Veranstalter erklärten: „Nichts ist patriotischer als friedfertiger Dissens.“ Während die Stadt selbst als demokratische Hochburg gilt, sind viele umliegende Bezirke fest in republikanischer Hand.

Kalifornien, Florida und Texas

In der kalifornischen Kleinstadt Truckee begleitete lautes Hupen den bunten und friedlichen Protest mehrerer Tausend Menschen. Demonstrantin Glenna sagte über Trump, sie sei es leid, beschimpft zu werden: „Er entmenschlicht und stempelt uns als unamerikanisch ab“, fügte sie hinzu. 

In Sarasota im Bundesstaat Florida war Jackie eine von zahlreichen Demonstrierenden. Die 33-Jährige hatte ihre beiden kleinen Kinder dabei. Sie wolle ihren Kindern beibringen, dass Proteste „ein normaler Teil des amerikanischen Lebens“ seien, sagte sie. Sie trete unter anderem für den Schutz der öffentlichen Gesundheit ein und sehe mit Sorge, dass in ihrem Bundesstaat die Impfpflicht an Schulen abgeschafft werde.

In El Paso im Bundesstaat Texas war auf einem Schild über Trump zu lesen: „Der arme alte, verrückte König versteht nicht: Demokratie, Rechtsstaat und Gewaltenteilung.“

Tumult am Rande

In Portland in Oregon kam es neben der laut dem Lokalsender KATU friedlich verlaufenen Demonstration bei Protesten an einer Einrichtung der Einwanderungsbehörde ICE zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Gegendemonstranten. Demnach setzten Bundesbeamte Tränengas ein; es gab einige Festnahmen. In den Tagen davor hatte es dort ähnliche Szenen gegeben.

Im Bundesstaat South Carolina meldete CNN einen Vorfall, bei dem eine Frau mit gezogener Waffe an einem Protest vorbeigefahren und festgenommen worden sei.