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Nationalsozialismus Nationalsozialismus: Frühere Häftlinge gedenken Opfer im Mittelbau Dora

12.04.2004, 14:33
Ehemalige Häftlinge erinnern am Sonntag (11.04.2004) an die Befreiung des NS-Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar vor 59 Jahren. In das Lager waren von den Nationalsozialisten 250 000 Menschen aus 36 Ländern verschleppt worden. Etwa 56 000 Häftlinge starben bis zur Befreiung des KZ am 11. April 1945. (Foto: dpa)
Ehemalige Häftlinge erinnern am Sonntag (11.04.2004) an die Befreiung des NS-Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar vor 59 Jahren. In das Lager waren von den Nationalsozialisten 250 000 Menschen aus 36 Ländern verschleppt worden. Etwa 56 000 Häftlinge starben bis zur Befreiung des KZ am 11. April 1945. (Foto: dpa) dpa

Weimar/Nordhausen/dpa. - Mit einem Appell gegen das Vergessen haben ehemalige Häftlinge der Opfer und der Befreiung des NS-Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora vor 59 Jahren gedacht. An der Gedenkfeier am Sonntag in Buchenwald bei Weimar beteiligten sich rund 1000 Menschen, darunter ehemalige Häftlinge unter anderem aus Frankreich, Israel, Kanada und mehreren osteuropäischen Ländern. Vertreter von Opferverbänden legten am Montag am ehemaligen Krematorium in Mittelbau-Dora Kränze nieder.

Die Nationalsozialisten hatten mehr als 60 000 Menschen aus ganz Europa in das Lager bei Nordhausen deportiert, in dem die Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten. Mindestens 20 000 von ihnen erlebten das Kriegsende nicht. In das Konzentrationslager Buchenwald waren zwischen 1937 und 1945 etwa 250 000 Menschen aus 36 Staaten verschleppt worden. Mehr als 56 000 Häftlinge starben. 21 000 Gefangene, darunter mehr als 900 Kinder und Jugendliche, erlebten die Befreiung des KZ am 11. April 1945.

Der Schriftsteller Ivan Ivanji erinnerte in Buchenwald an die Forderung «Nie wieder», die nach der Befreiung der Lager erhoben wurde. Wie wichtig die Erinnerung sei, zeigten Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Gegenwart. Der 75-jährige Ivanji, der als Jugendlicher nach Auschwitz und Buchenwald deportiert worden war, lebt heute in Wien und Belgrad.

In Mittelbau-Dora sollte den Menschen die Würde genommen werden, bevor man sie auf bestialische Weise umbrachte, sagte der Potsdamer Willi Frohwein, der das Lager überlebte. Die Häftlinge mussten Stollen in den Berg treiben, in denen die V-Waffen der Nazis gebaut werden sollten. «Solange wir die Kraft haben, wollen wir den nachwachsenden Generationen unsere Erfahrungen vermitteln und ihnen so helfen, den richtigen Weg für ihre eigene Zukunft zu finden.» Insgesamt kamen rund 130 ehemalige Häftlinge zu den Veranstaltungen. Viele von ihnen nahmen für die Wiederkehr an den Ort ihrer Peinigung lange Reisen auf sich.

Vertreter der israelischen Botschaft und der Gedenkstätte Yad Vashem ehrten den ehemaligen Buchenwald-Häftling Walter Sonntag postum als «Gerechter unter den Völkern». Er hatte jüdische Mithäftlinge vor dem Zugriff der SS geschützt und damit das Leben gerettet. Die Ehrung nahm seine in Jena lebende Witwe entgegen.

Mit Protest reagierten der Häftlingsbeirat des KZ Buchenwald, das Internationale Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos und die Gedenkstättenleitung auf geplante Aufmärsche von Rechten in Weimar. Dass Rechtsextremisten für das Jahr 2004 über 20 Demonstrationen angemeldet hätten, sei erschreckend, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Neonazis versuchten, die Stadt der deutschen und europäischen Kultur wie schon einmal in der Vergangenheit für ihre menschenfeinlichen Zecke zu benutzen. «Wir sehen aber auch, dass in Weimar ein breites Bündnis gegen Rechtsextremismus entstanden ist.» Ein geplanter rechter Aufmarsch war am Samstag von der Polizei untersagt worden.