1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Namibia: Namibia: Versöhnung mit Deutschland wird verschoben

Namibia Namibia: Versöhnung mit Deutschland wird verschoben

28.11.2005, 22:04
Bundespräsident Köhler (r.) und seine Frau Eva (l.) empfangen den Präsidenten der Republik Namibia, Hifikepunye Pohamba (2.v.r.) und dessen Frau Penehupifo Pohamba (2.v.l.) vor dem Schloss Charlottenburg. (Foto: dpa)
Bundespräsident Köhler (r.) und seine Frau Eva (l.) empfangen den Präsidenten der Republik Namibia, Hifikepunye Pohamba (2.v.r.) und dessen Frau Penehupifo Pohamba (2.v.l.) vor dem Schloss Charlottenburg. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Eine Versöhnungsinitiative zwischen Deutschland und Namibia wurde überraschend und zum Bedauern von Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) verschoben. Die namibische Seite gab laut Ministerium an, es gebe noch Konsultationsbedarf im eigenen Land. «Das kam für uns unerwartet, der Text war vorher abgestimmt», sagte eine Ministeriumssprecherin der dpa.

Die Initiative sollte besondere Maßnahmen zur Entwicklung vonGebieten auf dem Land unterstützen, in denen Herero, Nama und Damara leben. Vor allem diese Stammesgruppen hatten sich ehemals gegen die deutsche Kolonialherrschaft (1884-1915) gewandt. Der Aufstand wurde von deutschen Truppen gewaltsam niedergeschlagen. Vereinbart werden sollten nun rund 20 Millionen Euro von 2006 bis 2015. Alle Menschen, die in diesen Gebieten leben, sollten von der Initiative profitieren und sich aktiv an der Ausgestaltung beteiligen können.

Die seit wenigen Tagen amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel(CDU) hatte Pohamba als ersten ausländischen Gast empfangen. Merkel hob die besonderen Beziehungen zu Namibia hervor, das einSchwerpunktland der deutschen Afrikapolitik sei und die höchste Pro-Kopf-Entwicklungshilfe erhält. Namibia war von 1884 bis 1915 deutsche Kolonie, wurde nach Mandatsgebiet des Völkerbundes unter südafrikanischer Verwaltung und erst 1990 unabhängig.

Köhler trat für einen ehrlichen und wahrhaftigen Umgang mit derVergangenheit ein. «Das war in Deutschland nicht immer der Fall.» Er freue sich, dass Namibier und Deutsche 2004 erstmals gemeinsam der vielen Tausend Opfer der deutschen Kolonialkriege unter den Völkern der Herero und Nama gedacht haben, sagte Köhler. «Wir in Deutschland sind dankbar für die Bereitschaft zur Versöhnung.»

Thema der politischen Gespräche war auch die unter den weißenFarmern Namibias Besorgnis auslösende Landreform. Köhler sagte dazu: «Wir hoffen sehr, dass Sie den bisher verfolgten Weg einerrechtsstaatlichen Landreform weiter gehen werden.» Der Erfolg einer sozial und wirtschaftlich nachhaltigen Landreform sei von großer Bedeutung für Namibia. «Eine solche Landreform würde aber auch über Namibia hinaus Vorbildcharakter für das ganze südliche Afrika haben.»

Pohamba verteidigte nach dem Treffen mit Merkel die Enteignungenweißer Farmer. Nach der Unabhängigkeit vor 15 Jahren sei eineLandreform nötig geworden. Die Bürger Namibias, die kein Land hätten,bräuchten Hilfe.

Der Bundestag habe sich 1989 und 2004 zur besonderen VerantwortungDeutschlands für das Land bekannt. Als wichtigster bilateralerEntwicklungshilfepartner unterstütze Deutschland die AnstrengungenNamibias, die Folgen von Kolonialismus und Apartheid zu überwindenund eine gerechte, demokratische und wirtschaftlich leistungsfähigeGesellschaft aufzubauen, sagte der Präsident.