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MZ-Gespräch mit Generalmajor Roland Kather MZ-Gespräch mit Generalmajor Roland Kather: Abmarsch Richtung Balkan und Hindukusch

06.05.2004, 15:44

Leipzig/MZ. - Was heißt es, Leitdivision zu sein?

Kather: Das bedeutet, dass wir verantwortlich sind für die Aufstellung und Vorbereitung der Soldaten, die in den Auslandseinsatz gehen. Von dem Augenblick an, wo die Soldaten im Flugzeug abheben, sind sie dem Einsatzführungskommando in Potsdam unterstellt.

Stellt die 13. Panzergrenadierdivision damit die meisten Soldaten?

Kather: Ja, das ist so. Allerdings hat meine Division mit der Neugliederung des Heeres eine ganze Reihe von Spezialisten verloren, die kommen aus anderen Teilen der Bundeswehr. Ich habe keine eigenen Pioniere und Feldjäger mehr. Gleiches gilt für die Heeresflieger; die stellt etwa die Division Luftbewegliche Kräfte. Das Kontingent umfasst rund 7 000 Soldaten, davon gehen 1 800 nach Afghanistan, 3 500 in den Kosovo und 1 200 nach Bosnien. Aus Sachsen-Anhalt sind 403 Soldaten dabei.

Wie sieht der Zeitplan für die Verlegung aus?

Kather: Der erste Teil ist bereits in den Einsatz verlegt, das sind unsere Kameraden, die in Kundus in Nordafghanistan die Division Spezielle Operationen abgelöst haben, etwa 150 Soldaten. In dieser Woche haben wir ein sehr großes Kontingent nach Prizren im Kosovo verlegt, es folgen die Kräfte für die Sfor-Truppe in Bosnien. Bis in den Juli hinein werden wir dann das Einsatzkontingent in der afghanischen Hauptstadt Kabul auswechseln. Die Masse verlegt jetzt, in den Monaten jetzt Mai und Juni.

Hat die jüngste Gewaltwelle im Kosovo die Ausbildung thematisch beeinflusst?

Kather:Nicht grundsätzlich, aber wir haben die Soldaten noch einmal sensibilisiert: Die Lage im Kosovo ist keineswegs sicher und stabil. Es besteht die Gefahr, dass sich eine vermeintliche Routine einschleicht, nach dem Motto: Das haben wir ja alles schon fünfmal gemacht.

Nun wird der Bundeswehr vorgeworfen, sie haben in Prizren nicht schnell genug reagiert und die Zerstörung serbischer Kirchen und Klöster nicht verhindert...

Kather: Für die Truppe vor Ort war das sicherlich keine leichte Situation. Ich bedauere sehr, dass das Kloster und das Priesterseminar abgebrannt sind, aber in erster Linie kam es darauf an, Menschenleben zu retten. Ich kann die Soldaten gut verstehen, die enttäuscht sind, dass wir nicht mehr tun konnten. Die Vorfälle zeigen nur zu deutlich, dass keine Routine aufkommen darf.

Werden Sie selbst auch im Ausland eingesetzt?

Kather: Nein, und ich muss sagen, es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn weit über die Hälfte der Division in den Einsatz geht und der Kommandeur in Deutschland bleibt. Aber die Arbeit hier muss ja auch weitergehen, vor allem die Ausbildung der Wehrpflichtigen und die Nachwuchsgewinnung.

Wie sieht denn die Lage beim Nachwuchs aus?

Kather: Außerordentlich gut. Natürlich liegt das zum Teil an der Arbeitslosigkeit. Aber wir sind ein ausgesprochen attraktiver Arbeitgeber. Die Soldatinnen und Soldaten wenn sie erst einmal hier sind, kommen gern zu uns, auch wenn wir ab und zu noch mit Vorurteilen kämpfen, gerade in höheren Bildungseinrichtungen. Wir rekrutieren 40 bis 50 Prozent der Zeit- und Berufssoldaten aus unseren Wehrpflichtigen. Die Mehrheit kommt jetzt über unsere Zentren für Nachwuchsgewinnung.