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Mutter Teresa Mutter Teresa: Sie leistete Dienst an den Ärmsten der Armen

Von Can Merey 09.10.2003, 08:52

Kalkutta/dpa. - Danach widmete die resolute Nonne ihr Leben dem Dienst an denÄrmsten der Armen und fand schon bald so viele Anhängerinnen, dasssie die «Missionarinnen der Nächstenliebe» gründete - zunächst gegenden Widerstand des Vatikans, wo man sich wohl kaum hätte träumenlassen, dass sie einmal zu einer der beliebtesten Katholikinnen derZeitgeschichte aufsteigen würde. In Kalkutta eröffnete sie einSterbehaus, dann ein Kinderheim, und ihr Orden wuchs und wuchs. Heutesind es mehr als 4500 Schwestern, die in Häusern fast auf der ganzenWelt auch nach dem Tod Mutter Teresas deren Mission fortsetzen.

Geliebt wurde Mutter Teresa für ihr soziales Engagement. Als sie1979 den Friedensnobelpreis zugesprochen bekam, verzichtete sie aufdas Festbankett - stattdessen veranstaltete sie von dem gespartenGeld eine Weihnachtsfeier für 2000 Arme. Das brachte ihr neben einerSympathiewelle auch 50 000 Dollar an spontanen Spenden ein. Doch mitihrer Rede anlässlich der Preisverleihung machte sie sich auchFeinde. Abtreibung sei die größte Bedrohung des Friedens, sagte siedamals. Trotz Aids und Bevölkerungsexplosion verurteilte sie auchVerhütungsmittel Zeit ihres Lebens aufs Schärfste.

Weder auf die Meinung anderer noch auf sich selbst, weder aufHierarchien noch auf die Regierenden nahm sie Rücksicht. Bis ins hoheAlter, so erzählen die Schwestern, habe Mutter Teresa eigenhändig dieToiletten ihres Armen-Sterbehauses in Kalkutta geputzt. In jedemMenschen habe sie Jesus gesehen: Ob in Armen oder Ausgestoßenen, obin Prinzen oder Premierministern. Die Mächtigen, die ihr dieAufwartung machten, empfing sie in ihrer unwirtlichen Kammer imMutterhaus, sie alle schickte sie zum Besuch ins Sterbeheim, wo heutenoch die liegen, die zum Schluss ihres Lebens keiner mehr haben will.

Schwester Andrea stieß 1959 als erste Ausländerin zu dem Orden,den Mutter Teresa 9 Jahre zuvor gegründet hatte. Bis zu ihrem Todam 5. September 1997 arbeitete die Deutsche fast 40 Jahre mitMutter Teresa zusammen. «Wie ein Wirbelwind» sei sie gewesen. «Wennsie überzeugt war, dass es Gottes Wille ist, dann hat sie das auchdurchgesetzt», sagt Schwester Andrea - und was Schwester Andreaanging, war Mutter Teresa überzeugt: Sie ist heute eine der vierÄrztinnen des Ordens in Kalkutta, obwohl sie auf keinen Fall Ärztinwerden wollte.

Sunita Kumar, Autorin des Buches «Mutter Teresa von Kalkutta»,langjährige Freundin der Ordensgründerin und Verkünderin ihres Todes1997, wundert sich nicht über die schnelle Seligsprechung MutterTeresas, die für den 19. Oktober geplant ist. «Für uns war sie schonimmer eine Heilige», sagt die 60-jährige Künstlerin, die langeehrenamtlich bei den «Missionarinnen der Nächstenliebe» mitarbeitete.Nach all den gemeinsamen Jahren Dienst für diejenigen, die das Lebenim Stich gelassen hat, erinnert sie sich besonders an Mutter Teresaswarmes Lächeln - und an noch etwas: «Ich habe sie nie weinen sehen.»