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Muammar al-Gaddafi Muammar al-Gaddafi: Tod gibt Rätsel auf

Von RALPH SCHULZE 20.10.2011, 19:15

TRIPOLIS/MZ. - Die Bilder sprechen eine klare Sprache: Mit blutüberströmter Kleidung liegt Muammar al-Gaddafi, Libyens langjähriger Diktator, am Boden. Ein zweites Bild zeigt sein Gesicht, die Augen geschlossen – es ist das Gesicht eines Toten. Er starb gewaltsam, den am Donnerstagnachmittag noch etwas wirren Berichten zufolge, in der Nähe von Sirte, seiner Geburtsstadt, die am Donnerstag nach wochenlangem Kampf von den libyschen Rebellentruppen eingenommen wurde. Dort hatte sich Gaddafi, der im August aus der Hauptstadt Tripolis vor den anrückenden Aufständischen fliehen musste, offenbar zuletzt versteckt gehalten.

Die Nachricht von Gaddafis Tod konnte zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüft werden. Mehrere Sprecher der Rebellentruppen und auch die Übergangsregierung bekräftigten jedoch, dass der Ex-Diktator bei der Küstenstadt Sirte umgekommen sei.

Abdel Hafez Ghoga, Sprecher der Übergangsregierung, sagte: "Wir verkünden der Welt, dass Gaddafi von den Helfern der Revolution getötet worden ist. Dies ist ein historischer Augenblick. Es ist das Ende der Tyrannei und Diktatur."

Die Umstände von Gaddafis Tod waren Donnerstag zunächst noch unklar: Eine Version lautet, dass Nato-Jets in der Nähe von Sirte einen Militärkonvoi angriffen, in dem sich Gaddafi befand. Die Nato bestätigte die Attacke auf "zwei militärische Fahrzeuge", wusste aber zunächst nichts über deren Insassen. Ein Rebellensoldat berichtete derweil im Fernsehen, man habe Gaddafi in Sirte in einem Loch versteckt gefunden und der Diktator habe gebettelt, ihn leben zu lassen: "Nicht schießen", habe Gaddafi gerufen. Zum Beweis präsentierte der Rebell eine goldene Pistole, die dem Despoten gehört haben soll.

Dazu passt, dass im arabischen Fernsehen zu sehen war, wie Re

bellensoldaten vor einem großen Abflussrohr an einer Straße in Sirte stehen, in dem sich angeblich Gaddafi verborgen hatte. Auf die Betonröhre war mit Farbe gesprüht worden: "Dies war der Platz der verfluchten Ratte Gaddafi." Wieder andere Rebellen berichteten, Gaddafi sei "auf der Flucht" durch Schüsse schwer verletzt worden und dann gestorben. Sie zeigen Journalisten triumphierend Fotos des Leichnams, die sie mit ihrem Handy geschossen haben.

Auf einem Video, das ebenfalls per Handy aufgenommen wurde, sieht man jubelnde und wild schreiende Rebellenkämpfer, die um einen blutüberströmten Leichnam herumtanzen. Das Oberteil des Khaki-farbenen Anzuges wurde dem Toten vom Leib gerissen. Es soll sich um Gaddafi handeln, der mit verzerrtem Gesicht im Straßendreck liegt. Zudem soll in Sirte sein Sprecher Moussa Ibrahim, der monatelang Gaddafis Durchhalteparolen vor westlichen Fernsehkameras verbreitete, gefasst worden sein. Auch der Tod des Gaddafi-Sohnes Mutassim wurde aus Sirte gemeldet.

Über einen weiteren Sohn, Saifal al-Islam, der ebenfalls auf der Fahndungsliste des Internationalen Gerichtshofes steht, gab es widersprüchliche Berichte. Laut Mahmud Jibril, Chef der libyschen Übergangsregierung, könnte Saif entkommen sein. Laut anderer Berichte wurde auch er getötet.