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Mittelamerika Mittelamerika: Busfahrer in El Salvador müssen zahlen - oder sie sterben

Von Franz Smets 26.04.2006, 08:18
Honduranische Polizei nimmt in Tegucigalpa (Honduras) bei einer Razzia gegen gewalttätige Jugendbanden im Juli 2005 einen Verdächtigen fest. Armut, Hunger, Drogen, Diebstahl und Mord - der Kreislauf der Gewalt in Mittelamerika ist unerbittlich. (Foto: dpa)
Honduranische Polizei nimmt in Tegucigalpa (Honduras) bei einer Razzia gegen gewalttätige Jugendbanden im Juli 2005 einen Verdächtigen fest. Armut, Hunger, Drogen, Diebstahl und Mord - der Kreislauf der Gewalt in Mittelamerika ist unerbittlich. (Foto: dpa) EFE

Mexiko-Stadt/dpa. - Selbst in der «Schweiz» Zentralamerikas, Costa Rica, nahmen Gewalt und Kriminalität zu - und die Forderung nach einer harten Hand gegen das Verbrechen.

Mit «superharter Hand» gehen bereits seit kurzem die Regierungenvon El Salvador, Guatemala, Honduras, Mexiko und Nicaragua gegenDrogenkriminalität und vor allem gegen die Jugendbanden, die Maras. Diese terrorisieren ganze Viertel in den großen Städten. Der Kampf der Staaten zeitigte bisher nur wenig Erfolg: In El Salvador wurden 2005 insgesamt 3400 Menschen, meist junge Leute, ermordet. In den ersten drei Monaten dieses Jahres waren es bereits 839.

Die Maras sind spezialisiert auf die Erpressung vonTaxichauffeuren und Busfahrern in den von ihnen beherrschtenRegionen. In San Salvador brachten sie 2005 mehr als 110 Busfahrer um, weil diese sich geweigert hatten, sich den Erpressern zu ergeben und die geforderte «Maut» zu zahlen. Die Staatsmacht ist machtlos - nicht selten, weil die Polizei mit den Verbrechern gemeinsame Sache macht, sich von ihnen bezahlen lässt oder sie sogar selbst anführt.

«Es ist wie im Krieg (1980 bis 1992). Sie brennen einfach Bussenieder», klagte Präsident Antonio Saca, als die Busfahrer gegen dieGewalt demonstrierten und sich weigerten, unter diesen Bedingungenden Transport aufrecht zu erhalten: Von der Polizei erwarteten sienur wenig Schutz. Vor wenigen Tagen wurde in El Salvador ein Mitgliedder Eliteeinheit der Polizei festgenommen. Der Mann war gerade dabei,das Lösegeld in Höhe von 10 000 Dollar (rund 8100 Euro) für einentführtes Kind zu kassieren.

Kurz davor war ebenfalls in El Salvador eine Bande von Autodiebenaufgeflogen, die von drei Polizisten geführt wurde. Immer wiederwerden Polizisten mit den Maras in Verbindung gebracht. Das Vertrauenin die Ordnungshüter ist deshalb nicht sehr groß. In einigenGrenzregionen Mexikos wurde die Lage im vergangenen Jahr wegen desVersagens der Polizei so kritisch, dass die Bundesregierung die Armeein Marsch setzte.

Auch in Honduras und in Guatemala hat die Gewalt zugenommen. InGuatemala mit mehr als zwölf Millionen Einwohnern wurden 2005 etwa4800 Menschen ermordet, darunter 617 Frauen und 334 Kinder. DieRegierung reaktivierte jetzt 3000 ausgemusterte Soldaten für denKampf gegen die Kriminalität.

Eine spezielle Masche in Mittelamerika und Mexiko ist es,Entführungen und Erpressungen aus dem Gefängnis heraus zu dirigieren.Involviert ist in aller Regel auch das Gefängnispersonal, dasgestohlene Handys an die Insassen vermietet. In El Salvador wurdenvor wenigen Tagen 3000 Handys beziehungsweise deren Karteneingezogen, weil mit ihnen Erpressungen organisiert wurden. In dermexikanischen Hauptstadt haben die Behörden im vergangenen Jahrversucht, die Gefängnisse für das mobile Telefonieren abzuschirmen -ohne Erfolg.