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Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern: Hightech über dem Strelasund

Von Ralph Sommer 09.10.2007, 09:44
Blick auf die fast fertige neue Strelasund-Querung zwischen Stralsund und der Insel Rügen. (Foto: dpa)
Blick auf die fast fertige neue Strelasund-Querung zwischen Stralsund und der Insel Rügen. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Stralsund/Malchow/ddp. - Etwa 150 Kilometer entfernt, im mecklenburgischen Petersdorf beiMalchow, sitzt Operatorin Birgit Draeger vor zwölf Monitoren undverfolgt gespannt das Geschehen auf Deutschlands modernsterStraßenbrücke. Seit einigen Tagen werden die Signale vom Strelasundüber eine Kabelverbindung hierher in die Verkehrsleitzentrale derFernmeldemeisterei Malchow übertragen, die künftig rund um die Uhrbesetzt sein wird. Die letzten Anlagen werden derzeit zugeschaltet.

Die Fülle der Daten ist für den Laien kaum zu überschauen. Doch imUnterschied zu herkömmlichen Systemen wurde Mecklenburg-Vorpommernserste Verkehrsbeeinflussungsanlage mit einem automatischenErkennungssystem verknüpft, das der Frau am Steuerpult vielRoutinearbeit abnimmt.

Wenn sich auf der Brücke etwas Ungewöhnliches wie zum Beispiel einUnfall ereigne, löse das System Alarm aus, erklärt Kai Lorenz vomBerliner Ingenieurbüro Via, das die 2,9 Millionen Euro teureHigh-Tech-Anlage entwickelt hat: «Dann werden automatisch die Bilderder Kameras aufgezeichnet, inklusive 20 Sekunden Vorlaufgeschehen,und der Operator kann in das Geschehen eingreifen.»

Zur Steuerung des Autoverkehrs von und nach Rügen steht BirgitDraeger ein komplexes Instrumentarium zur Verfügung. Radardetektorenerfassen die Zahl der Fahrzeuge, so dass der Rechner rechtzeitigVorschläge für eine optimale Verkehrsführung errechnet. Die neueHochbrücke verfügt über drei Fahrstreifen, so dass die mittlereFahrspur je nach Bedarf in Richtung Insel oder Festland freigegebenwerden kann. Quadratische Leuchttafeln über der Fahrbahn informierendie Autofahrer über die aktuelle Verkehrsführung. Zusätzlich leitenfarbige, in die Fahrbahn eingesetzte Markierungsleuchtknöpfe denFahrzeugstrom in die richtige Spur.

Über Anzeigetafeln wird zudem das aktuelle Geschwindigkeitslimitmitgeteilt. Je nach Verkehrslage kann die Hochbrücke mit Tempo 40 bis100 passiert werden. Über besondere Situationen können die Autofahrersogar mehrsprachig über Freitextanzeigen informiert werden, wenn zumBeispiel Wartungsarbeiten anstehen oder die Passage wegen Sturms fürLkw und Gespanne gesperrt und der Verkehr über den alten Rügendammumdirigiert werden muss.

Wetterbedingte Einschränkungen werde es aber selten geben, sagtGundolf Rupprich vom Landesamt für Verkehr und Straßenbau. Die Brückesei mit windabweisenden Geländern ausgestattet worden. Messungen imWindkanal und Computeranimationen hätten ergeben, dass damit dasKippmoment für einen vier Meter hohen Lkw auf ein Drittel desÜblichen reduziert worden sei. Eine Sperrung der Brücke seiallerhöchstens im Fall eines Orkans zu erwarten.

Über den aktuellen Fahrbahnzustand der vierprozentigenGefällestrecke bleiben die Dispatcher zudem dank eines ausgeklügeltenMessprogramms im Bilde. Detektoren, die am Hoch- und am Tiefpunkt derBrücke installiert wurden, informieren zum Beispiel überFahrbahntemperatur und -griffigkeit, Niederschläge, Windstärke und-richtung und sogar über die noch vorhandene Tausalzkonzentration imWinter.