«Massive Bombenanschläge» in Deutschland verhindert
Karlsruhe/dpa. - Die Sicherheitsbehörden haben nach Angaben von Generalbundesanwältin Monika Harms «massive Bombenanschläge» von islamistischen Terroristen in Deutschland vereitelt.
Harms sagte am Mittwoch in Karlsruhe, die drei am Dienstag festgenommenen Verdächtigen gehörten einer deutscher Zelle des internationalen Terrornetzwerks Jihad-Union an. Sie hätten Terroranschläge gegen US-amerikanische Einrichtungen in Deutschland vorbereitet.
Nach den Festnahmen gab es laut Bundesanwaltschaft in mehreren Bundesländern Durchsuchungen. Die Beschuldigten wurden am Mittwoch dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt. Bei der Festnahme in Medebach- Oberschledorn im Hochsauerland soll es zu einer Schießerei gekommen sein.
In Dänemark hatte die Polizei ebenfalls am Dienstag acht Verdächtige mit Verbindungen zum Terrornetz El Kaida festgenommen. Damit sei ein Anschlag vereitelt worden.
Die durch die Festnahme vereitelten Anschläge sollen nach den Worten von Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) unmittelbar bevorgestanden haben. «Es gibt handfeste Indizien dafür, dass es nicht mehr lange gedauert hätte, bis die Terroristen zugeschlagen hätten. Das wäre vielleicht ein Zeitraum von wenigen Tagen gewesen», sagte der CDU-Politiker dem Nachrichtensender N24. Nach Informationen des Südwestrundfunks (SWR) sollen die Verdächtigen Sprengstoffanschläge geplant haben, angeblich auf den Frankfurter Flughafen und die US-Militärbasis Ramstein. Bestätigt wurde das bislang nicht.
Laut SWR ist unter den Festgenommenen ein zum Islam konvertierter Mann aus Ulm. Er sei der Rädelsführer der Gruppe gewesen. Die anderen Mitglieder sollen ein weiterer deutscher Muslim und ein Mann aus Pakistan sein. Der Ulmer sei seit längerer Zeit in islamistischen Kreisen im sogenannten Islamischen Informationszentrum in Ulm aktiv und zeitweise auch offizielles Mitglied des Zentrums gewesen.
«Spiegel Online» berichtet, einer der Festgenommenen sei ein zum Islam konvertierter Mann aus Saarbrücken. Er habe sich in einem Terrorlager in Pakistan ausbilden lassen wollen. Dem Online-Magazin zufolge griffen die Ermittler am Dienstag spontan zu, da die drei Männer Chemikalien gekauft haben sollen, die auch für einen Bombenbau geeignet gewesen wären. Von einem zündfähigen Sprengkörper seien sie allerdings nach Aussagen von mehreren Ermittlern noch weit entfernt gewesen.
Nach Angaben des Bürgermeisters von Medebach-Oberschledorn wurde bei der Festnahme ein Verdächtiger vermutlich angeschossen. Anwohner hätten ihm von einem Schusswechsel berichtet, sagte Bürgermeister Heinrich Nolte der Deutschen Presse- Agentur dpa. Zwei Verdächtige seien zuvor in dem Haus, in dem sie sich für mehrere Tage eingemietet hatten, festgenommen worden. Einer der Männer sei zunächst geflüchtet und habe nach dem Schusswechsel gefasst werden können.
Die Festnahmen bestätigen nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) die dringenden Warnungen der Sicherheitsbehörden vor einer erhöhten Terrorgefahr in Deutschland. «Der Fahndungserfolg, der durch die intensive polizeiliche Überwachung dieser Leute erzielt wurde, die seit längerem im Visier waren, ist ein Beispiel für die hervorragende Zusammenarbeit der Polizeien in Bund und Ländern», sagte der GdP-Vorsitzender Konrad Freiberg. Die Festnahmen zeigten aber auch, dass die Terrorgefahr für Deutschland nicht hoch genug eingeschätzt werden könne. «Die Erkenntnisse, dass deutsche Extremisten in pakistanischen Terrorlagern offenbar für Anschläge in Deutschland fit gemacht wurden, geben Anlass zu der Sorge, dass die Gefahr auch nach dem jüngsten polizeilichen Erfolg keinesfalls gebannt ist.»