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Liberia Liberia: Charles Taylor geht ins Exil nach Nigeria

11.08.2003, 07:52
Der liberianische Präsident Charles Taylor während einer Fernsehansparsche. (Foto: dpa)
Der liberianische Präsident Charles Taylor während einer Fernsehansparsche. (Foto: dpa) EPA

Monrovia/Nairobi/dpa. - Neuer Staatschef ist der bisherige Vizepräsident Moses Blah. Errief die Liberianer zur Einheit auf. An der Zeremonie derAmtsübergabe nahmen mehrere afrikanische Staatsoberhäupter teil.«Heute machen wir einen Schritt nach vorn, der dem liberianischenVolk Erleichterung verschaffen soll», sagte Taylor zum Abschied imPräsidentenpalast in Monrovia. «Dies soll das Ende des Krieges sein.»

Taylor appellierte an die internationale Gemeinschaft, Liberia zuhelfen. Mit Blick auf die Kriegsverbrecher-Anklage, die ein von denVereinten Nationen unterstütztes Sondergericht im Nachbarland SierraLeone gegen ihn erhoben hat, blieb Taylor bei seinerUnschuldsbeteuerung. Er fühle sich wie Jesus, der vor denHohepriester geführt wurde, sagte er.

Taylor flog zusammen mit mehreren Familienmitgliedern in einernigerianischen Regierungsmaschine nach Nigeria, dessen Regierung ihmExil angeboten hatte. Der nigerianische Präsident Olusegun Obasanjohat bereits erklärt, er werde Taylor nicht an das Sondergerichtausliefern. Am Flughafen Roberts (80 Kilometer östlich von Monrovia)warteten zahlreiche Menschen, die Taylors Abflug mit eigenen Augensehen wollten. Taylor hatte bis zum Schluss Spekulationen genährt, ober das Land tatsächlich verlassen würde.

Der neue Präsident Blah versprach einen «sanften Übergang». Nacheinem Friedensplan der westafrikanischen WirtschaftsgemeinschaftECOWAS soll er im Oktober von einer neutralen Regierung abgelöstwerden. Daran soll niemand aus den Führungsriegen der Kriegsparteienbeteiligt sein. Die Rebellen hatten zuvor angekündigt, Blah nicht alsNachfolger zu akzeptieren, da er nur ein Abbild Taylors sein.

Der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki dankte Taylor, dass ersein Versprechen gehalten und sich zum Rücktritt entschlossen habe.Er kündigte eine südafrikanische Beteiligung an der Friedenstruppefür Liberia an. Mbekis Amtskollege aus Ghana, John Kufour, sprach vom«Ende einer Epoche». «Die Erwartung ist groß, dass von heute an derKrieg vorbei ist», sagte er.

Am Vorabend hatte Taylor in einer Abschiedsrede an seineLandsleute die USA heftig kritisiert. Er warf ihnen vor, die Rebellenzu unterstützen, um auf diese Weise an die Rohstoffe des Landes zukommen. Seinen Rücktritt stellte er als von den USA erzwungen dar. Erwolle seine Präsidentschaft opfern, um weiteres Blutvergießen zuvermeiden. «Aber ich verspreche Euch, so Gott will, werde ich zurückkommen», fügte er hinzu.

Taylors Mitarbeiter hatten in den vergangenen Tagen vor einemneuen Ausbruch der Gewalt gewarnt. «Wenn der Präsident weg ist, dannwird das unsere Jungs sehr treffen. Und dann bricht hier wieder dieHölle aus», sagte ein Sprecher. Derzeit sind etwa 700 Soldaten derwestafrikanischen Friedenstruppe ECOMIL in Monrovia, um den bislangnur informellen Waffenstillstand zu überwachen. Ihre Zahl soll aufmehr als 3000 anwachsen. Im Oktober ist ihre Ablösung durch eine UN-Friedensmission vorgesehen.

Die humanitäre Lage in Liberia ist weiterhin dramatisch. «Wir sindextrem besorgt, vor allem wegen der Menschen außerhalb derHauptstadt, die keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben»,sagte eine Sprecherin von «Ärzte ohne Grenzen» in Monrovia.Hilfsorganisationen machen außerdem auf die hohe Zahl dervergewaltigten Mädchen und Frauen aufmerksam. US-Botschafter JohnBlaney wollte noch am Montag die Rebellen zum Abzug aus demHafengebiet bewegen. Die dort lagernden Hilfsgüter sind bereits zumgroßen Teil geplündert. Die Rebellen hatten sich erst nach TaylorsAbreise aus dem Gebiet zurückziehen wollen.