Leuna-Affäre Leuna-Affäre: Holzer stellt sich französischen Behörden

Wien/Berlin/dpa. - Achammer sagte der dpa: «Es war ein gutes Stück Arbeit, mit denfranzösischen Behörden und Gerichten die Modalitäten der Vernehmungauszuhandeln.» Daher habe die geplante Paris-Reise Holzers nach derFestnahme in Österreich im August auf sich warten lassen. Der 60-jährige deutsche Geschäftsmann werde über Frankfurt nach Parisfliegen. Die Vernehmung werde mehrere Stunden dauern. Holzer werde«noch am Abend Paris als freier Mann verlassen».
Holzer gilt als Schlüsselfigur in der Affäre um den Verkauf derostdeutschen Leuna-Raffinerie an den französischen Mineralöl-KonzernElf Aquitaine. Er war Ende August in Österreich unter Beteiligung desdeutschen Bundeskriminalamtes festgenommen, dann aber gegen eineKaution von 5 Millionen Schilling (rund 711 000 Mark/364 000 Euro)wieder freigelassen worden. Weil Österreich ein Auslieferungsabkommenmit Frankreich unterzeichnet hat, durfte Holzer die Alpenrepublikallerdings seither nicht mehr verlassen.
Achammer sagte der «Welt am Sonntag», nach Verhandlungen vonHolzers französischem Anwalt Pierre Soler-Couteaux werde diefranzösische Justiz den internationalen Haftbefehl gegen eine geringeKaution aussetzen. Die französischen Justizbehörden waren am Samstagzunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Nach Einschätzung Achammers ist der Schmiergeld-Verdacht gegenHolzer in Frankreich weitgehend ausgeräumt. Es gehe lediglich noch umSpekulationen, wonach Geld an französische Elf-Aquitaine-Managerzurückgeflossen sein soll. Der Sprecher der StaatsanwaltschaftSaarbrücken, Raimund Weyand, hatte am Mittwoch gesagt, seine Behördesetze die Ermittlungen gegen Holzer wegen Geldwäsche fort.
Die französischen Justizbehörden beschuldigen Holzer der Beihilfezur Veruntreuung von Firmengeldern. Bei dem Leuna-Geschäft solleninsgesamt 256 Millionen Francs (rund 80 Millionen Mark) für Lobby-Arbeit in Deutschland ausgegeben worden sein.
Holzer hatte nach seiner Festnahme gesagt, er habe bereits einJahr zuvor nach Paris reisen wollen, der Termin sei aber vomUntersuchungsrichter abgesagt worden. «Ich werde nach Paris reisen,dann werde ich die Sache aufklären. Die Frage ist nur, wann und zuwelchen Bedingungen, und die möchte ich bestimmen», sagte er damals.
Am Mittwoch waren die Bestechungsvorwürfe gegen deutsche Politikerin der Leuna-Affäre weitgehend entkräftet worden. Die SchweizerLeuna-Akten gaben nach Ansicht der Bundesanwaltschaft «keineAnhaltspunkte» für entsprechende Schmiergeldzahlungen zu Zeiten derRegierung Helmut Kohl (CDU). Damit sind die Bestechungsvorwürfeallerdings noch nicht völlig vom Tisch, da Generalbundesanwalt KayNehm Kopien der Schweizer Akten zur weiteren Auswertung an dieStaatsanwaltschaften Augsburg und Saarbrücken weitergeleitet hat.