Lebensmittel Lebensmittel: Kontrolleure beanstanden Proben aus Nordrhein-Westfalen

Oldenburg/Cloppenburg/dpa. - Bei bundesweiten Analysen von Geflügelfleisch aus Niedersachsen haben Kontrolleure in Nordrhein-Westfalen vergammelte Proben gefunden. Der Anwalt der verdächtigen Firma bei Cloppenburg wehrte sich am Dienstag aber gegen alle Vorwürfe. «Es ist kein verdorbenes Fleisch in den Handel gelangt», sagte Axel Husheer. Dagegen berichtete das Verbraucherschutzministerium in Düsseldorf: Bei einer Lieferung aus dem Lastruper Betrieb sei verdorbenes Fleisch nachgewiesen worden. Die Behörden in Niedersachsen prüfen nun, ob der Firma die EU-Zulassung entzogen wird. Auch in anderen Bundesländern wurde tonnenweise Fleisch aus Lastrup sichergestellt. Ob es tatsächlich verdorben war, war jedoch am Dienstag noch unklar.
Die Staatsanwaltschaft Oldenburg will an diesem Donnerstag denneusten Stand des Ermittlungsverfahren bekannt geben. StaatsanwaltBernd Südbeck sagte, die Behörde werde versuchen, einen Überblicküber die bisherigen Untersuchungen zu geben.
Firmenanwalt Husheer betonte, es habe keine Gesundheitsgefährdungder Verbraucher gegeben. Das bei seinem Mandanten beschlagnahmteHähnchen- und Putenfleisch sollte auch gar nicht ausgeliefert,sondern vernichtet werden. Verbraucher, die der Ansicht seien,schlechtes Fleisch von dem Betrieb gekauft zu haben, sollen sich dortmelden.
Husheer kann sich auch nicht vorstellen, dass die niedersächsischeFirma für die beanstandete Lieferung in Nordrhein-Westfalenverantwortlich sein soll. «Wir werden überprüfen, ob der Betrieb inNRW das Fleisch unsachgemäß gelagert hat», sagte der Anwalt. DieBehörden hatten in einem Großbetrieb zur Döner-Herstellung in HagenFleisch aus Lastrup untersucht. Drei von fünf Proben seien verdorbengewesen, berichtete eine Ministeriumssprecherin.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 45 Jahre altenUnternehmer aus Niedersachsen wegen des Verdachts des gewerbsmäßigenBetruges und Verstoßes gegen Lebensmittelgesetze. Er soll nicht mehrgenießbares Fleisch verkauft haben. In seiner Niederlassung inLastrup, die im wesentlichen als Lager diente, hatten die Behörden inder vergangenen Woche rund 20 Tonnen Geflügelfleisch beschlagnahmt.Sie wurde inzwischen geschlossen. Dieses Fleisch in Lastrup war lautHusheer so genannte Retourenware, die aus dem Handel an den Betriebzurückgegeben wurde. Sie sollte nach seiner Darstellung in den Müll.
Der eigentliche Betrieb im wenige Kilometer entfernten Lindern,der als Zwischenhändler agiert, arbeitet nach Angaben des KreisesCloppenburg weiter. Er steht aber unter verschärfter Aufsicht derLebensmittelkontrolleure. Rechtsanwalt Husheer sagte, sein Mandantwerde keine Angaben machen, bevor die StaatsanwaltschaftAkteneinsicht gewährt hat.
Die Justiz prüft außerdem, ob der Betrieb in Lastrupverbotenerweise Fleisch mit Wasser aufgespritzt hat, um es schwererzu machen und so höhere Preise zu erzielen. Anwalt Husheer sagte, dassei in der Branche nicht ungewöhnlich. «Man kann Gewürzflüssigkeitzusetzen bis zu einer gewissen Obergrenze.» Der Betrieb habe diesaber erst erprobt, so dass kein solches Fleisch in den Handel gelangtsei.
Die Firma hat nach Angaben des Kreises Cloppenburg rund 25 bis 30Mitarbeiter. Sie hatte bis 2003 nur einen Sitz in Lastrup, sagteKreis-Sprecher Ansgar Meyer. Dann übernahm sie den Betrieb inLindern, der schon im Besitz einer EU-Zulassung war. Seitdem gibt esin Lastrup offiziell keine Produktion mehr, sondern nur noch einLager sowie den Firmensitz mit Büroräumen. NiedersachsensAgrarminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) sagte, er wolle veranlassen,dem Betrieb die EU-Zulassung zu entziehen. Dann könnte die Firmaaußerhalb Deutschlands nicht mehr handeln.
Nach den Fleischskandalen in Niedersachsen und Bayern forderte dasBundesverbraucherministerium die Länder zu einem Ausbau derLebensmittelkontrolle auf. Sie dürften auf diesem Gebiet nicht denRotstift ansetzen, sagte Staatssekretär Alexander Müller in einemdpa-Gespräch in Berlin. Niedersachsens Verbraucherminister Ehlenforderte die Landkreise zur stärkeren Überwachung der Fleischbrancheauf. «Aber dass man hinter jeden Schlachter einen Kontrolleur stellt,das wird nicht gehen.»