Landtagswahlen Landtagswahlen: Petry sieht Potenzial für eine neue Volkspartei

Berlin - Der Lärm ist ohrenbetäubend. „Frauke, Frauke, Frauke“, hallt es durch den Saal als die AfD-Vorsitzende sich den Weg durch die Reihen ihrer Parteifreunde bahnt. In der Hauptstadt hat ihre Partei den Landesparteitag kurzerhand zur Siegesfeier umfunktioniert. Petry lässt es an Selbstbewusstsein nicht fehlen. Für die 40-Jährige ist an diesem Abend nicht nur ihre Partei in drei Landtagen angekommen, „sondern die Demokratie nach Deutschland zurückgekehrt“ – weil es mit der AfD endlich eine richtige parlamentarische Opposition gebe. Ein Potenzial von 30 Prozent habe die AfD, ruft sie aus. Aber das habe sie nicht realisieren können, weil es keine differenzierte Berichterstattung über sie gegeben habe.
Die AfD kann mit den großen Volksparteien nicht mithalten
Alexander Gauland bekräftigt die Rufe auf der AfD-Wahlparty. An diesem Sonntag sei nicht „irgendein Programm gewählt worden“, sagt er in der ARD, „sondern die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin abgewählt“. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ warnt er gleichwohl vor schnellen Regierungsbeteiligungen, ein Schritt, den Petry propagiert. Die anderen Parteien seien zu erfahren, als dass die AfD mithalten könnte. Der Brandenburger Parteichef düster: „Wenn wir jetzt Regierungsverantwortung übernehmen, gehen wir daran zugrunde.“
Mit dem Triumph habe man nicht gerechnet, gibt der 75-Jährige zu. Ob da auch immer geeignete Abgeordnete in den Landtagen Platz nehmen? Auch wenn er „nun wirklich nicht alle kenne“, hat er für den im Südwesten „keinerlei Befürchtungen“. Aber in Sachsen-Anhalt werde es wohl „einiger Hilfestellung aus Thüringen“ bedürfen. Dort ist Bernd Höcke der starke Mann, der absolute Rechtsaußen der Partei. Er hat schon eng mit André Poggenburg aus Sachsen-Anhalt zusammengearbeitet.
Polit-Neulinge in Baden-Württemberg
Der Baden-Württemberger Spitzenkandidat Jörg Meuthen ist dagegen so etwas wie das letzte Überbleibsel aus der AfD von ehedem, der Professorenpartei von Bernd Lucke. Volkswirtschaftler Meuthen findet die Kandidaten im Ländle „eigentlich ganz lieb“. Aber eben politisch unerfahren. Das gilt allerdings auch für Meuthen. Und wer sind die Lieben? Ein Stuttgarter Kandidat hat den Koran mit „Mein Kampf“ verglichen. Eine Kandidatin aus Ulm nannte die aktuelle Flüchtlingspolitik einen „schleichenden Genozid“. Für die „Erfindung einer amerikanischen Werbeagentur“ hält ein Dritter den Klimawandel.
Da ist er nah dran am Landesprogramm seiner Partei. Die setzt weiterhin auf die Kernenergie und sieht als Alternative allenfalls die Kohle.
Gauland warnt seine Parteifreunde, „nicht übermütig zu werden“. Schon haben einige der Ultrakonservativen nämlich begonnen, Zweifel an den Führungsqualitäten von Frauke Petry zu nähren. Gegner nennen sie „einen weiblichen Bernd Lucke“. Dass sich dessen Schicksal wiederholt und es eine weitere Abspaltung gibt, will Gauland vermeiden. Je größer die AfD werde, umso besser müsse sie lernen, „mit unterschiedlichen Positionen innerhalb der Partei umzugehen“.