Kriegsverbrechen: Kriegsverbrechen: Festnahme Gotovinas stärkt Zagreb und stützt UN-Tribunal

Zagreb/Den Haag/dpa. - Die Ergreifung des wegen schwerer Kriegsverbrechenangeklagten Ex-Generals Ante Gotovina (50) beweise die«Glaubwürdigkeit» des kroatischen Staates, der immer behauptet hat,Gotovina halte sich nicht im Lande versteckt, sagte der Premier amDonnerstag.

Sanader wirkte erleichtert, da nun allen klar wurde, dass sich dervon kroatischen Nationalisten als Nationalheld gefeierte frühereFremdenlegionär tatsächlich nicht im Balkanland aufhielt. Dennsolange Gotovina auf freiem Fuß blieb, befand sich Kroatien in einer«Geiselhaft», wie sich ein 34-jähriger Zagreber Jurist ausdrückte.

Weil der Angeklagte nicht festgesetzt und ausgeliefert wurde,setzte die EU im März sogar die Gespräche über einen Beitritt aus. ImJuni bekam Kroatien zwar doch den Status eines EU-Kandidaten, aberimmer wieder wurde auf die Notwendigkeit der «vollen Zusammenarbeit»- lies: Festnahme von Gotovina - mit dem UN-Kriegsverbrechertribunalhingewiesen. Dies galt auch für die Gespräche über eine NATO-Mitgliedschaft. Denn ein Land, dass Kriegsverbrecher versteckt, kannnicht in die Allianz aufgenommen werden, sagt man in Brüssel. Nun istdieses außenpolitische Hindernis aus dem Weg.

Auch für das UN-Tribunal ist die Ergreifung Gotovinas einwichtiger Schritt, zumal der gerade neu gewählte Präsident FaustoPocar nächste Woche dem UN-Sicherheitsrat Bericht erstatten muss.Sein Vorgänger Theodor Meron hatte in New York mit der Ungeduld derStaaten zu kämpfen, denen die Prozesse in Den Haag langsam zu teuerwerden - und das, obwohl bis auf den früheren jugoslawischenStaatschef Slobodan Milosevic die mutmaßlichen Hauptverantwortlichenfür das Gemetzel auf dem Balkan in den 90er Jahren noch auf freiemFuß sind.

Der UN-Sicherheitsrat will, dass das Tribunal seine Arbeit bis2010 erledigt - einschließlich der zweiten Instanz. Das Gericht aberund Anklägerin Carla Del Ponte haben vor allem den Opfern immerwieder versichert, es werde nicht ruhen, bis alle Angeklagten zurVerantwortung gezogen worden sind. Mit einer Verhandlung gegenGotovina, den Kroaten, kann das Tribunal auch den Unterstellungenentgegen wirken, es sei antiserbisch. Dass Del Ponte die VerhaftungGotovinas ausgerechnet in der serbischen Hauptstadt Belgrad bekanntmachte, dürfte aber auch ein Wink in Richtung der dortigen Regierunggewesen sein: Jetzt ist es endlich an Euch, Radovan Karadzic undRatko Mladic festzunehmen, die damaligen Führer der bosnischenSerben.

Bislang fürchtet Belgrad offenbar die innenpolitischen Folgen,denn beide haben noch ihre starken Freundeskreise. Und auch in Zagrebwar noch nicht abzusehen, ob mit der Festnahme Gotovinas auchinnenpolitisch alles reibungslos laufen wird. Die Verhaftung des«Freiheitshelden», sei «ein schwerer Tag« für Kroatien, denn mit ihmseien alle Kroaten angeklagt, sagte Ljubica Lalic, Vizechefin derrechtsextremen oppositionellen Kroatischen Rechtspartei (HSP).Gotovinas Anhänger haben schon Proteste angekündigt. Und die großenPlakate mit Gotovinas Antlitz und dem Slogan «Held, und nichtVerbrecher» schmücken schon seit Jahren viele Ortschaften, nicht nurin seiner Geburtsregion Dalmatien.