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Russische Invasion Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Wieder feuert Russland Raketen auf die Ukraine. Viele werden abgefangen. Moskau spricht hingegen von einem erfolgreichen Präzisionsschlag. Die News im Überblick.

Von dpa 16.05.2023, 05:16
Durch den russischen Raketenangriffen sind auch mehrere Fahrzeuge in Brand geraten.
Durch den russischen Raketenangriffen sind auch mehrere Fahrzeuge in Brand geraten. Ukrainian Emergency Situations Ministry/AP/dpa

Kiew/Moskau - Bei erneutem heftigem Raketenbeschuss auf die Ukraine sind laut ukrainischen Angaben in der Nacht zum Dienstag 18 russische Geschosse abgefangen worden. Allein bei sechs der zerstörten Flugkörper soll es sich nach Angaben Kiews um die von Russlands Präsident Wladimir Putin als Wunderwaffe gepriesene Hyperschallrakete vom Typ Kinschal (Russisch für Dolch) gehandelt haben.

Der Kreml sprach hingegen von einem Präzisionsschlag, mit dem ein Patriot-Luftabwehrsystem zerstört worden sei. Eine Entscheidung über die Fortsetzung des am 18. Mai auslaufenden Getreide-Abkommens zögert Moskau noch immer hinaus. Und in Bachmut scheint sich die „Mausefalle“ für die russischen Truppen langsam zu schließen.

Russen dringen in Bachmut vor - Ukrainer dringen um Bachmut vor

Bei den Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut hat sich eine paradoxe Frontlage entwickelt. Während ukrainische Truppen an den Fronten rund um die Stadt weiter vordringen, drücken russische Truppen die ukrainischen Verteidiger innerhalb der Stadt weiter zurück, wie die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar auf Telegram mitteilte.

„Innerhalb weniger Tage haben unsere Truppen nördlich und südlich von Bachmut rund 20 Quadratkilometer vom Feind gesäubert, dieser wiederum rückt innerhalb von Bachmut vor und zerstört die Stadt vollständig mit seiner Artillerie.“

Mit dem Vorrücken ukrainischer Truppen an den Flanken der russischen Streitkräfte könnte sich die vom ukrainischen Heereskommandeur Olexander Syrskyj angedeutete „Mausefalle“ für die russischen Soldaten weiter schließen.

18 Raketen und sechs Kamikaze-Drohnen zerstört

Die Raketen seien von russischen Kampfflugzeugen des Typs MiG-31K abgefeuert und dann abgefangen worden, teilte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, mit. Insgesamt seien 18 Raketen verschiedener Typen sowie sechs sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed-136/131 bei dem Luftalarm in der Nacht zu Dienstag von der Flugabwehr unschädlich gemacht worden.

Russland will Patriot-Luftabwehrsystem zerstört haben

Der Sprecher des russischen Verteidigungsministerium, Igor Konaschenkow, sprach hingegen von einem Kinschal-Präzisionsschlag, mit dem ein US-Flugabwehrsystem Patriot in Kiew vernichtet worden sei. Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau erinnerte daran, dass Kremlchef Wladimir Putin die Hyperschallwaffen wiederholt als einzigartig gepriesen habe.

Klitschko ruft „zur Beruhigung“ zum Zoo-Besuch auf

Die Dichte der Schläge galt als sehr hoch. Die Explosionen durch den Abschuss der Raketen hatten Kiew nachts erschüttert. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew waren an mehreren Stellen Raketentrümmer niedergegangen, darunter in einem Tierpark. Autos wurden getroffen, ein unbewohntes Gebäude geriet in Brand. Es gab Behörden zufolge keine Verletzten.

Bürgermeister Vitali Klitschko informierte am Morgen auch darüber, dass in dem Zoo kein Tier verletzt worden sei. „Es gab kein Feuer“, sagt er. Schäden habe es nur an Grünanlagen gegeben, die heruntergestürzten Äste von Bäumen seien entfernt. „Es gibt nun Anti-Stress-Maßnahmen mit den Tieren“, sagte Klitschko. Der Zoo öffne wie immer für die Besucher. „Also kommen Sie, um sich zu beruhigen und die Bewohner des Kiewer Zoos zu unterstützen!“

Fünf Jahre Haft wegen „Diskreditierung der Armee“

Ein Gericht in Moskau hat einen Kolumbianer wegen angeblicher „Diskreditierung der russischen Streitkräfte“ zu fünf Jahren und zwei Monaten Freiheitsentzug verurteilt. Die Haft soll der Angeklagte in einer Anstalt des allgemeinen Strafvollzugs absitzen, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax aus dem Gerichtssaal. Es ist der erste bekannte Fall, in dem ein Ausländer wegen Diskreditierung der Armee zu einer Haftstrafe in Russland verurteilt wurde.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hat der Kolumbianer im vergangenen Frühjahr in einem Moskauer Einkaufszentrum Mobilfunkgeräte versteckt, mit denen dann massenhaft „Falschmeldungen über die Handlungen der russischen Streitkräfte verbreitet wurden, darunter auch über die Ermordung der Zivilbevölkerung“. Er habe dabei im Auftrag und gegen Bezahlung einer ausländischen Organisation gehandelt, die mit dem US-Außenministerium verbunden sei.

Kreml: Viele offene Fragen bei Getreide-Abkommen

Der Kreml ließ zwei Tage vor dem Auslaufen des Abkommens zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer noch keine Anzeichen für eine Fortsetzung erkennen. Es gebe noch keine Entscheidung von russischer Seite, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Moskau beklagt immer wieder, es gebe für Russland keine Fortschritte bei den Verhandlungen. Deshalb sehe es nicht gut aus für eine Verlängerung des Abkommens nach dem 18. Mai.

Russland droht, das zuletzt Mitte März um 60 Tage verlängerte Getreide-Abkommen platzen zu lassen, wenn seine Bedingungen nicht erfüllt werden. Scheitert das Abkommen, könnte die russische Kriegsflotte die Verschiffung des Getreides verhindern.

Experten befürchten, dass es auf dem Weltmarkt erneut zu einem Preisanstieg und möglichen Engpässen in ärmeren Ländern kommt, falls diese Mengen fehlen. Die Ukraine gehört zu den bedeutenden Exporteuren von Getreide. Das Land ist zudem dringend auf die Einnahmen aus dem Getreideverkauf angewiesen.

Im vergangenen Sommer hatten die Vereinten Nationen und die Türkei ein Ende der Blockade im Schwarzen Meer vermittelt und mit dem Getreide-Abkommen den Export ermöglicht.

Schwedische Nato-Bewerbung in der Schwebe

Angesichts der noch ausstehenden Entscheidung bei der Präsidentenwahl in der Türkei rechnet Schweden nicht damit, dass sich das Land bald mit der schwedischen Nato-Bewerbung befassen wird. „Jetzt gerade sollten wir nicht glauben, dass in diesem Prozess irgendetwas passiert. Im Moment ist die Türkei mit Innenpolitik beschäftigt“, sagte der schwedische Regierungschef Ulf Kristersson der Nachrichtenagentur TT.

Mit Blick auf die Ambitionen seines Landes, bis zum Nato-Gipfel in Vilnius im Juli Mitglied zu werden, sagte er: „Es ist klar, dass die Zeit davonläuft.“

Schweden hatte sich vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine vor einem Jahr gemeinsam mit Finnland um die Aufnahme in das westliche Verteidigungsbündnis beworben. Dem Antrag müssen alle Mitgliedsstaaten zustimmen. Die Türkei blockiert die Mitgliedschaft Schwedens aber seit langem. Finnland konnte der Nato dagegen bereits im April beitreten.

Russisches Parlament stimmt für Kündigung des KSE-Vertrags

Das russische Parlament hat am Dienstag für den Austritt aus dem Abrüstungsvertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE-Vertrag) gestimmt. Die Entscheidung sei in der Plenarsitzung einstimmig getroffen worden, heißt es auf der Webseite des Parlaments.

Die Entscheidung über den Austritt sei im Interesse der nationalen Sicherheit getroffen worden, begründete Duma-Chef Wjatscheslaw Wolodin den Beschluss auf seinem Telegram-Kanal. Er beschuldigte die USA und die EU, eine unipolare Welt schaffen zu wollen.

Der KSE-Vertrag legt die Obergrenzen für die Stationierung schwerer Waffen auf dem europäischen Kontinent fest. Dazu zählen Kampf- und Schützenpanzer, schwere Artillerie, Kampfflugzeuge und -hubschrauber. Moskau gehörte 1990 zu den Mitunterzeichnern der Vereinbarung, legte aber bereits 2007 dessen Umsetzung größtenteils auf Eis.

Selenskyj zum Gipfel der Arabischen Liga eingeladen

Der saudi-arabische König Salman lud den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zum Gipfel der Arabischen Liga am Freitag ein, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Diplomatenkreisen erfuhr. Die Teilnahme Selenskyjs biete eine Gelegenheit, um über eine Lösung des russisch-ukrainischen Krieges zu sprechen, hieß es. Eine Bestätigung aus Kiew gibt es bisher nicht.