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Konflikt um Mittelmeerinsel Konflikt um Mittelmeerinsel: Marokko nennt Einnahme «Kriegserklärung»

Madrid/Rabat/dpa. - UN-Generalsekretär Kofi Annan bot sich inzwischen als Vermittler in dem Konflikt um die von beiden Ländernbeanspruchte Insel an.

17.07.2002, 07:35
Infokarte zum Militäreinsatz der spanischen Armee
Infokarte zum Militäreinsatz der spanischen Armee dpa

UN-Generalsekretär Kofi Annan bot sich inzwischen als Vermittler in dem Konflikt um die von beiden Ländernbeanspruchte Insel an.

Unterstützt von sechs Hubschraubern, zwei Fregatten und U-Bootenhatten 28 spanische Elite-Soldaten von Armee und Marine imMorgengrauen das nur 150 000 Quadratmeter große, unbewohnte Eilanderstürmt. Sie nahmen die sechs dort stationierten marokkanischenSoldaten gefangen und schoben sie später in ihr Land ab. «Keineinziger Schuss ist gefallen», sagte Verteidigungsminister FedericoTrillo. «Die Operation war ein Erfolg, niemand wurde verletzt.»Anschließend wurde die marokkanische Flagge entfernt und diespanische gehisst. Die Insel werde vorerst von der Legion, einerspanischen Elite-Einheit, besetzt bleiben, betonte Trillo.

Nach einer Krisensitzung der Regierung unter Leitung von KönigMohammed VI. sagte Außenminister Mohammed Benaissa am Abend in Rabat,das Eiland sei integraler Bestandteil Marokkos. Spanien müsse sich«unverzüglich und bedingungslos» zurückziehen. Andernfalls sei keinweiterer Dialog möglich. Nach seinen Worten hatten beide LänderStunden vor dem Militäreinsatz einen Kompromiss erzielt, der einenRückzug Marokkos vorsah. Bedingung sei gewesen, dass keines der zweiLänder die Insel wieder militärisch besetze. Der König erklärte, diespanische «Invasion» sei eine flagrante Aggression gegen Marokko.Spanien wolle einen politischen Streit in einen militärischenKonflikt verwandeln.

Madrid erklärte, die Intervention genieße die Unterstützung derinternationalen Gemeinschaft und sei durch die Charta der VereintenNationen abgedeckt. Der Sicherheitsrat der UN und die Verbündetenseien zuvor informiert worden. Auch die EU und die NATO hatten denAbzug der marokkanischen Soldaten gefordert, die das Eiland sechsTage zuvor besetzt hatten.

Er sei sehr besorgt um die Entwicklung in der Mittelmeerregion,sagte Annan in einer von seinem Sprecher verbreiteten Erklärung inNew York. Demnach hat der UN-Chef mit beiden Konfliktparteien Kontaktaufgenommen. Annan «bedauert jede einseitig vorgenommene Aktion undhofft, dass beide Seiten ihr ursprüngliches Vorhaben verwirklichenund die Frage friedlich lösen». Der Generalsekretär der ArabischenLiga, Amre Mussa, forderte Spanien auf, seine Soldaten von dem Eilandabzuziehen. Außerdem müsse Madrid sofort den Dialog mit Marokkoaufnehmen. Dies forderte auch EU- Kommissionspräsident Romano Prodi.

Die spanische Außenministerin Ana Palacio bot Rabat sofortigeVerhandlungen «unter fairen Voraussetzungen» an. Madrid sei weiter anfreundschaftlichen und fruchtbaren Beziehungen interessiert. Spaniensei gezwungen gewesen, den Zustand vor der marokkanischen Besetzungwiederherzustellen. Die spanischen Soldaten würden sich zurückziehen,sobald es darüber eine Einigung mit dem Nachbarland gebe.

Ein letzter diplomatischer Vermittlungsversuch in einem Telefonatzwischen Palacio und ihrem marokkanischen Amtskollegen Benaissa warStunden vor dem Einmarsch gescheitert. Daraufhin zog Madrid seinenBotschafter, Fernando Arias-Salgado, aus Rabat ab. Marokko hatteseinen Botschafter wegen anderer Streitigkeiten bereits vor neunMonaten zurückgerufen.

Marokkaner auf Perejil schwenken ihre
Marokkaner auf Perejil schwenken ihre
EFE