Kommentar zur Bundeswehr Kommentar zur Bundeswehr: Zögerlicher Einsatz in Afghanistan könnte sich rächen

Ob das reicht? Die Bundeswehr wird ihre Präsenz in Afghanistan von 850 auf fast 1000 Soldaten erhöhen. Nachdem die Stadt Kunduz zeitweise in die Hände der Taliban gefallen war, hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nüchtern eingeräumt, dass der Aufbau der Armee des Landes zu wünschen übrig lasse. Der Ort, in dem die Bundeswehr mehr als zehn Jahre ihr Hauptquartier hatte, konnte nur durch einen massiven amerikanischen Einsatz zurück erobert werden.
Dennoch bleiben die Verbündeten bei ihrer Doktrin, dass es in Afghanistan nur um die Beratung der heimischen Sicherheitskräfte gehe. Noch sind mehr als 10 000 ausländische Berater am Hindukusch stationiert. Der Fall Kunduz zeigt allerdings, dass ihre Beratung zeitweise sehr resolut vonstattengehen muss.
Wir wissen nicht genug über die aktuellen Operationsziele der Taliban. Viel spricht für die Annahme, dass sie neue Taktiken ausprobieren und Städte noch gar nicht für längere Zeit besetzen wollen. Ebenso viel spricht für die Annahme, dass von der Leyen recht hat: Die Regierungsarmee ist zu schwach.
Sicher ist allerdings: Viele Menschen in Afghanistan sitzen auf gepackten Koffern. Wenn es den Verbündeten nicht gelingt, die Lage zu stabilisieren, dann ist der nächste Schub von Kriegsflüchtlingen programmiert. Die meisten von ihnen werden nach Deutschland wollen. Da könnte sich der zögerliche Einsatz am Hindukusch noch rächen.