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Kommentar zum Eklat in der AfD Kommentar zur AfD-fraktion: Frauke Petry führt die Wähler an der Nase herum

Von Peter Seidel 25.09.2017, 15:15
Frauke Petry bei der Stimmabgabe in Leipzig.
Frauke Petry bei der Stimmabgabe in Leipzig. dpa-Zentralbild

Köln - Das muss man Frauke Petry lassen: Sie versteht es, sich öffentlich in Szene zu setzen. Anstatt ihrer Partei per E-Mail oder telefonisch mitzuteilen, dass sie nicht gedenkt, Mitglied der AfD-Bundestagsfraktion zu werden, wählt sie die am Tag nach der Bundestagswahl größtmögliche Öffentlichkeit.

Mit ihrer Absage an die Bundestagsfraktion ihrer Partei vor aller Augen blamiert die Co-Vorsitzende zugleich die gerade noch strahlenden Wahlsieger Alexander Gauland, Alice Weidel und ihren Kollegen im Parteivorsitz, Jörg Meuthen, bis auf die Knochen. Sie stiehlt ihnen die Schau und zementiert das Bild ihrer Partei als eines zerstrittenen Haufens, an dem freilich auch ihre parteiinternen Gegner mit harschen öffentlichen Vorwürfen gegen Petry kräftig mitarbeiten.

Frauke Petry nicht bei AfD-Fraktion dabei: Maximale Aufmerksamkeit erreicht

Nur folgerichtig war daher die Aufforderung der AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel an Petry, diese solle die Partei verlassen. Doch Petry wird sich ihren weiteren politischen Weg nicht von Weidel diktieren lassen. Sie wird nun als nächstes ihr Lager in der AfD auffordern Farbe zu bekennen – wenn sie das nicht längst getan hat – und sodann ebenfalls so öffentlichkeitswirksam wie möglich ihre, wie sie selbst sagt „national-konservative Bundestagsgruppe“ vorstellen.

Petry hat es nach Monaten der relativen Ruhe um sie, auch bedingt durch ihre Babypause, wieder geschafft, dass ihr und nicht ihrer Partei maximale Aufmerksamkeit gilt.

Frauke Petry täuscht ihre Wähler

Aber zu welchem Preis? Wenn nicht alles täuscht hat die rechtspopulistische Politikerin ihren Coup spätestens seit dem für sie desaströs verlaufenen Bundesparteitag im April in Köln geplant. Darauf weisen Recherchen des Correctiv-Netzwerks bereits im April genauso hin wie aktuelle Nachforschungen von „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR.

Damit wird klar, dass sie die Wähler der AfD, die Wähler, die sie per Direktmandat in den Bundestag gewählt haben, über Monate hinweg getäuscht hat. Alle diejenigen, die für Petry gestimmt haben, dürften sich jetzt fragen, wie verlässlich die 42-jährige Politikerin eigentlich ist, welche Volten sie ihnen noch zumutet, sollte es mal wieder nicht so laufen, wie Petry will. Verlässlichkeit ist jedenfalls keine Charaktereigenschaft mehr, die man ausgerechnet mit Frauke Petry assoziieren würde.

Landtagsfraktionen der AfD nach Entscheidung von Frauke Petry vor Zerreißprobe

Es bleibt abzuwarten, wie viele Parlamentarier im Bundestag und in den Landtagen Petry folgen werden. Besonderes Augenmerk verdienen da die Landtage in Nordrhein-Westfalen, wo Petrys Ehemann Marcus Pretzell die AfD-Fraktion führt und in Sachsen, wo die AfD unter Petrys Führung zur stärksten Partei des Freistaates wurde.

Die Einschätzung des zweiten AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland, er sähe nicht, dass andere Abgeordnete Petry folgen würden, klingt jedenfalls ein wenig nach Pfeifen im Walde.