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Kommentar zum Asylstreit Kommentar zum Asyltstreit: Mobbing gegen Angela Merkel

Von Tobias Peter 17.06.2018, 17:09
Innenminister Horst Seehofer sitzt Kanzlerin Angela Merkel direkt gegenüber.
Innenminister Horst Seehofer sitzt Kanzlerin Angela Merkel direkt gegenüber. AP

Berlin - Man stelle sich nur mal vor, ein wichtiger Firmenmitarbeiter trifft sich im kleinen Kreis mit Gleichgesinnten, um über die Chefin zu sprechen, mit der er im Clinch liegt. „Ich kann mit der Frau nicht mehr arbeiten“, das ist ein Satz, der hinterher aus der Runde nach draußen getragen wird. Auf Nachfrage wird es dann später heißen, dieser Satz sei nie gefallen.

Und der Firmenmitarbeiter selbst beteuert: „Niemand hat Interesse, die Chefin zu stürzen oder die Belegschaft zu spalten. Es geht nur um möglichst gute Lösungen für das Unternehmen.“

Höchst schädlich

Ein solcher zwischenmenschlicher Umgang wäre in jeder Firma höchst schädlich. In der Bundesregierung ist er umso schlimmer – weil die beteiligten Parteien und handelnden Personen für ein ganzes Land Verantwortung tragen.

Hat CSU-Chef Horst Seehofer tatsächlich die gesamte Zusammenarbeit mit der Kanzlerin in Frage gestellt? Ist er im Nachhinein erschrocken darüber, dass die eigenen Worte öffentlich geworden sind? Oder haben vielleicht andere, die an dem Treffen teilgenommen haben, sie absichtlich noch einmal besonders zugespitzt weitergegeben? So etwas ist ja auch eine prima Gelegenheit, Kanzlerin Angela Merkel (CSU) noch einmal kräftig eins auszuwischen.

Verhältnis zwischen CSU und CDU ist mehr als nur angeschlagen

Ganz egal, wie die kleinteilige Wirklichkeit exakt aussieht, im Großen und Ganzen gilt: Das Verhältnis zwischen den Spitzen von CSU und CDU ist mehr als nur angeschlagen. Es gibt mittlerweile ein Klima, in dem es nicht mehr zuerst darum geht, sachgemäße Lösungen zu finden.

Stattdessen hat die CSU sich dazu entschlossen, Mobbing gegen Merkel freien Lauf zu lassen. Es fehlt mittlerweile an grundlegenden Hemmungen, an dem Mindestmaß an Anstand, mit dem man eigentlich auch dem begegnet, den man nicht ausstehen kann.

CSU agiert als extrem eigensinniger Spieler

Die Bürger können und müssen erwarten, dass es für Regierende zuallererst um das Land geht – und nicht um Animositäten und den parteipolitischen Profit. Die CSU agiert als extrem eigensinniger Spieler. Das Unfaire ist: Auf diese Weise wird ein Teil des ohnehin nur noch begrenzt vorhandenen Kredits aufgebraucht, den das politische System bei den Bürgern genießt. Es gibt ja einen Grund, dass die AfD in diesem Tagen frohlockt. Ihr treibt der lautstarke Krawall, den CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, Horst Seehofer und andere inszenieren, die Wähler zu.

Es sieht ganz offensichtlich danach aus, als sei vielen Beteiligten die eigenen Verantwortung nicht richtig bewusst – oder aber egal. Wenn nicht einmal mehr eine große Koalition ein Mindestmaß an Stabilität liefert, worauf sollen die Menschen sich dann noch verlassen?