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Kirche Kirche: Deutscher Katholikentag wurde in Ulm eröffnet

16.06.2004, 07:10
Blick auf die baden-württembergische Stadt Ulm mit dem Münster. Vom 16. bis 20. Juni findet in Ulm der 95. Deutsche Katholikentag statt. (Foto: dpa)
Blick auf die baden-württembergische Stadt Ulm mit dem Münster. Vom 16. bis 20. Juni findet in Ulm der 95. Deutsche Katholikentag statt. (Foto: dpa) dpa

Ulm/dpa. - Mit einem eindringlichen Appell von Papst JohannesPaul II. zur Verteidigung christlicher Werte hat am Mittwochabend der95. Deutsche Katholikentag in Ulm begonnen. Die Christen solltenmutig ihre Stimme erheben, «wenn die Fundamente des christlichenGlaubens und des menschlichen Zusammenlebens in Frage gestelltwerden», mahnte das Kirchenoberhaupt in seinem Grußwort, das amMittwochabend bei strahlend blauem Himmel vor mehr als 10 000Menschen auf dem Platz vor dem Ulmer Münster verlesen wurde. «Lassteuch in diesen Tagen in Bewegung bringen von der Dynamik Gottes»,ermutigte Johannes Paul die Gläubigen und erteilte ihnen in demGrußwort seinen Apostolischen Segen.

Ein Jahr nach dem ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin sagteder Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK),Hans Joachim Meyer bei der feierlichen Eröffnung auf demMünsterplatz: «Wir hoffen auf wachsende Gemeinsamkeit mit unserenevangelischen und orthodoxen Schwestern und Brüdern.» Meyer betonte,die Kraft Gottes geben dem Leben der Menschen «Sinn und Richtung» -«Leben aus Gottes Kraft» ist das Motto des Laientreffens. Der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) wünschte sichunter Applaus «einen Katholikentag, der ein kraftvolles Signal gegendie Resignation in Kirche und Gesellschaft ist».

Rund 25 000 Christen sind nach Ulm gekommen. Bis Sonntag werdensie neben religiösen Feiern auch über gesellschaftspolitischeStreitthemen diskutieren - von der Alterssicherung über die ethischenGrenzen der Biotechnik und den Dialog mit dem Islam bis zurGlobalisierung. Innerkirchlich stehen die Ökumene, der Priestermangelund Finanznöte im Mittelpunkt.

Angesichts dieser Probleme hatten die Veranstalter des UlmerLaientreffens vor der Eröffnung eine gemeinsame Synode allerdeutschen Bistümer gefordert. Ein deutschlandweites Zukunftskonzeptmüsse entwickelt werden, sagte Meyer: «Derzeit überwiegt die Tendenz,dass jedes Bistum versucht, mit den Problemen selbst fertig zuwerden. Das könnte auch heißen, jeder stirbt für sich allein.»

Der Katholikentag soll nach dem Willen der Veranstalter derÖkumene Impulse geben, auch wenn Rom ein gemeinsames Abendmahl vonKatholiken und Protestanten nicht zulässt. Ein zweiter ÖkumenischerKirchentag ist zwischen 2008 und 2010 geplant. Langfristig denkt dasZdK zudem an einen europäischen Katholikentag.

Zu den Hauptveranstaltungen in Ulm gehört ein Podium mit demVorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann,und dem Tübinger Theologen Hans Küng über die Zukunft der Kirche. Fürdie Kirche des 21. Jahrhunderts ist es nach Ansicht Küngs dasWichtigste, «endlich die Eierschalen des 11. Jahrhundertsabzustreifen: Zölibatsgesetz, klerikale Bevormundung, päpstlichenZentralismus und Absolutismus». Nach Johannes Paul II. wäre einevangelisch gesinnter Papst wünschenswert, «der den deprimierendenReformstau in der Kirche beseitigt», sagte der Theologe, dem derVatikan 1979 die Lehrbefugnis entzogen hatte, in einem dpa-Gespräch.Küng kritisierte «totalitäre Züge» der Kirche. Er sprach von einer«Gleichschaltung der Bischöfe», Maulkörben für kritische Theologenund Frauendiskriminierung.

Zu den politischen Gästen in Ulm gehören der SPD-ParteivorsitzendeFranz Müntefering und CDU-Chefin Angela Merkel. Nach der Eröffnunglud der Katholikentag zu einem «Abend der Begegnung» in derInnenstadt mit kulinarischen Köstlichkeiten, Info-Ständen und vielLive-Musik ein.