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Kenia Kenia: Mwai Kibaki will mit 75 zur Wiederwahl antreten

Von Ulrike Koltermann 10.11.2006, 09:17
Er soll einen gewissen Charme haben, sagen Diplomaten, die Kenias Präsidenten Mwai Kibaki (Archivfoto vom 08.12.2005) persönlich begegnet sind. (Foto: dpa)
Er soll einen gewissen Charme haben, sagen Diplomaten, die Kenias Präsidenten Mwai Kibaki (Archivfoto vom 08.12.2005) persönlich begegnet sind. (Foto: dpa) EPA

Nairobi/dpa. - Er soll einen gewissen Charme haben, sagenDiplomaten, die Kenias Präsidenten Mwai Kibaki persönlich begegnetsind. Gewöhnliche Kenianer bekommen davon nicht viel mit, denn derkenianische Präsident macht sich in der Öffentlichkeit rar, vonsonntäglichen Gottesdienstbesuchen mal abgesehen. AusländischeJournalisten scheint er nicht zu mögen, zumindest hat er währendseiner Amtszeit noch niemandem ein Interview gegeben. Am kommendenMittwoch (15. November) feiert Kibaki seinen 75. Geburtstag. Fürandere Politiker wäre das ein Grund, an den Ruhestand zu denken.Kibaki hingegen bereitet sich gerade auf seine Kandidatur für diePräsidentschaftswahl 2007 vor.

Sein Herausforderer wird vermutlich sein ehemaliger VerbündeterRaila Odinga. Die beiden haben 2002 gemeinsam das friedliche Ende derÄra von Daniel arap Moi herbeigeführt, der für hemmungsloseKorruption bekannt war. Kibaki soll Raila damals versprochen haben,ihn zum Premierminister zu machen, ein Amt, das es in Kenia nach wievor nicht gibt. Die neue Verfassung, die die Macht des Präsidentenbeschneiden und das Amt des Premierministers einführen sollte, wurdenie verabschiedet.

In den Augen vieler Kenianer hat Kibaki aber noch ein anderesVersprechen gebrochen, nämlich das der ernsthaftenKorruptionsbekämpfung. John Githongo, Kibakis wichtigster Ermittlerin Sachen Vetternwirtschaft, setzte sich nach frustrierendem Stochernim Korruptionssumpf nach London ab, weil er sich in Nairobi seinesLebens nicht mehr sicher fühlte.

International hat Kenia in den vergangenen Monaten kaum nochSchlagzeilen gemacht, und wenn, dann keine positiven. Im Märzverübten staatliche Sicherheitskräfte auf Geheiß eines Ministerseinen Brandanschlag auf eine oppositionelle Zeitung. Der Aufschreiwar groß, doch Kibaki blieb still und äußerte sich tagelang nicht zudem skandalösen Umgang mit der Pressefreiheit.

Auch der Besuch des US-Senators Barack Obama, dessen Vater ausKenia stammt, hinterließ einen unangenehmen Nachgeschmack. Als Obamaes in Nairobi wagte, das Problem Korruption anzusprechen, regte derkenianische Botschafter in den USA sich öffentlich auf und brach einekleine diplomatische Krise vom Zaun. Kibaki schwieg dazu, wie zu sovielen Gelegenheiten, wo Kenianer eine Stellungnahme ihresPräsidenten erwartet hätten.

Dass Kibakis machtpolitische Instinkte nachlassen, kann ihmallerdings niemand vorwerfen. Vom Afrika-China-Gipfeltreffen imNovember in Peking kam der kenianische Präsident mit einer Reihehandfester Zusagen zurück: China werde nicht nur Straßen bauen,sondern auch ein Sportstadion reparieren und Krankenhäuser besserausstatten. Die Projekte, die China sich knapp 70 Millionen Eurokosten lassen will, sind für Kibaki der beste Wahlkampfauftakt, dener sich denken kann.