Kartografie Kartografie: Deutschland auf dem «Atlas der wahren Namen» neu entdeckt

Lübeck/ddp. - Was sich anhört, wie eine Marschroute durch Mittelerdeist nur eine kurze «Fingerreise» durch den «Atlas der wahren Namen»,entworfen und herausgegeben vom Lübecker Kartografen und«Amateur-Etymologen» Stephan Hormes.
Das Werk des Lübecker Kleinverlegers ist ein Überraschungserfolg.Die erste Auflage ist bereits vergriffen, eine zweite soll noch indieser Woche lieferbar sein. Dabei sah es danach zunächst nicht aus.«Am Anfang wollten die Barsortimente, die die Bucheinzelhändlerbeliefern, uns nicht», sagt Hormes. Kurzerhand vertrieb der gelernteKartograf den Atlas über die eigene Homepage. Bestellannahme,Rechnungsabwicklung, Versand - dies alles übernahmen Hormes und seineFrau. Seit Tagen klingele ständig das Telefon, der E-Mail-Eingang seivoll, sagt Hormes.
Die Idee für den Atlas hatte Hormes beim Lesen eines Buches übergeografische Namen. Das in einer Europa- und einer Weltversionerschienene Kartenwerk führt die Namen von Städten, Landschaften undFlüssen auf ihre ursprüngliche Bedeutung zurück. Damit eröffnen sichdem Betrachter faszinierende, weil ungewohnte Perspektiven aufAltbekanntes. Die wahre Bedeutung von 1500 Namen hat Hormes in seinKartenwerk eingetragen. «Dabei habe ich mir allerdings eine gewisseFreiheit genommen, damit Namen wie 'Winkelburg' für Hamburg oder'Niederlassung' für Köln auch wohlklingend sind», sagt der43-Jährige.
Auf der kurzweiligen Weltreise lernt der Nutzer beispielsweise,dass die Lombardei das «Land der Langbärte» ist, die Appalachen das«Volk auf der anderen Seite» sind, Grosny eigentlich eine«furchtgebietende Festung» ist und Madagaskar für das «Ende der Welt»steht. Ein Register gibt Auskunft über die Hintergründe oder verweistauf das Bestehen weiterer Bedeutungsmöglichkeiten.
Hormes Konsequenz bei der Suche der etymologischen Bedeutung, der«Klarnamen», führt dabei mitunter auch zu amüsanten Entdeckungen wieden «Koch-Inseln». «Schließlich muss einer der Vorfahren desEntdeckers James Cook ein Koch gewesen sein», ist der gebürtigeRheinländer Hormes überzeugt. «Nomen est Omen», sagt er. Wer dazujedoch einen Blick in das Namensregister wirft, findet einen Verweisauf Cook.
Laut Hormes entstanden geografische Namen früher in erster Liniein Anlehnung an natürliche Gegebenheiten, wie der Name Piemont fürdas «Land am Fuße des Berges» zeige. Die Namen von Völkernbeschrieben oftmals ihnen zugeschriebene Charakteristika wie «Landder Freien» für Thailand und Frankreich. Daneben spieltenmythologische Aspekte eine Hauptrolle bei der Namensgebung, sagtHormes.
Bierernst will der 43-Jährige sein Kartenwerk aber nichtverstehen. «Das ist Kartografie mit einem Augenzwinkern», sagt er.Die neue Perspektive des «Atlas der wahren Namen» kommt beim Publikumoffenbar gut an. «Verlage haben bereits nach einem möglichen Buchangefragt.» Eine detailliertere Deutschland-Karte soll rechtzeitigzum Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommen, eine englische Varianteist in Vorbereitung. Darin ist Deutschland nicht, wie in derdeutschen Ausgabe, das «Volksland», sondern das «Land derSpeermänner», abgeleitet vom Begriff Germanien (englisch Germany).
