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Justiz Justiz: Furcht vor der Korruption wächst

Von Steffen Höhne 28.03.2007, 17:27
Zwei Polizeibeamte stehen vor der Siemens-Firmenzentrale in der Münchner Innenstadt (Oberbayern). In der Siemens-Schmiergeldaffäre ist Zentralvorstand Johannes Feldmayer verhaftet worden. (Foto: dpa)
Zwei Polizeibeamte stehen vor der Siemens-Firmenzentrale in der Münchner Innenstadt (Oberbayern). In der Siemens-Schmiergeldaffäre ist Zentralvorstand Johannes Feldmayer verhaftet worden. (Foto: dpa) dpa

Halle/MZ. - Dies sagte Humborg vor dem Hintergrund aktueller Korruptionsfälle bei Siemens, bei der EU oder beim Bau der A 72 in Sachsen. Zudem sollte Deutschland die UN-Konvention gegen Korruption ratifizieren, damit würden auch deutsche Gesetze verschärft. In der Diskussion ist die Einführung eines Unternehmensstrafrechts. Bisher werden in der Regel nur Einzelpersonen verurteilt. Firmen können nur zivilrechtlich bis zu einer Million Euro belangt werden.

Auch die Wirtschaft sieht Handlungsbedarf: 70 Prozent der deutschen Unternehmen betrachten laut einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft KPMG Wirtschaftskriminalität als ernsthaftes Problem und zwei Drittel erwarten eine weitere Zunahme. Doch nur 13 Prozent der nicht betroffenen Firmen sehen ein eigenes erhöhtes Risiko.

"Deutsche Unternehmen gehen vielfach zu nachlässig gegen Korruption vor" , meint daher Dieter Dölling, Leiter des Instituts für Kriminologie der Universität Heidelberg. Die Firmen würden das Problem zwar zunehmend stärker wahrnehmen. Die Vorkehrungen seien jedoch oft nicht ausreichend.

Nach Auffassung von Wirtschaftsethiker Andreas Suchanek von der Handelshochschule Leipzig fehlt in vielen Unternehmen ein "Ethik-Kodex", der auf allen Firmenebenen verbindlich ist. Durch die steigende Exportorientierung vieler Firmen hält der Wirtschaftsforscher dies für dringend notwendig. Da gerade in Ländern der "Dritten Welt" Bestechung oft üblich sei. "Firmen sollten nicht wegen der Moral, sondern aus wirtschaftlichem Interesse handeln." So läge der Schaden bei der Aufdeckung von Delikten weit höher als der Gewinn durch Korruption.

Genaue Zahlen über die Schäden durch Korruption gibt es nicht. Laut Bundeskriminalamt (BKA) gab es 2005 in Deutschland 1 649 Verfahren wegen Korruption. Dies ist ein Plus von 36,6 Prozent zum Vorjahr. Der Anstieg wird auf mehreren Großverfahren mit einer Vielzahl von Einzelstraftaten zurückgeführt. Das BKA vermutet, dass höchstens 20 Prozent aller Fälle ermittelt werden.