IS-Terror in Belgien IS-Terror in Belgien: "Anschläge zielen auf das Herz Europas"

Brüssel/Düsseldorf - Die Terrormiliz IS hat mit einer Serie von Bombenanschlägen in Brüssel mindestens 34 Menschen getötet. Etwa 230 Menschen wurden am Dienstag bei Attentaten am Flughafen Zaventem und in einer U-Bahnstation mitten im EU-Viertel verletzt. Die Polizei geht von zwei Selbstmordattentätern am Brüsseler Flughafen aus, ein dritter Mann wurde mit einem Foto zur Fahndung ausgeschrieben.
Die Attentäter brachten die Bomben nach Behördenangaben in ihren Koffern in die Abflughalle. Bei Razzien fanden Fahnder am Abend eine IS-Flagge, einen Sprengsatz mit Nägeln und chemische Substanzen. Weltweit lösten die Attentate Entsetzen aus.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von tiefer Bestürzung und Trauer über das, „was die Terroristen den Menschen in Brüssel angetan haben, was Terroristen uns allen angetan haben“. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat die Anschläge ebenfalls scharf verurteilt. „Sie zielen auf das Herz Europas und richten sich in ihrer verbrecherischen Heimtücke auf wehrlose Menschen“, sagte er. Die EU-Staats- und Regierungschefs veröffentlichten eine Erklärung. Darin hieß es, die Anschläge verstärkten noch die Entschlossenheit, mit der man die europäischen Werte verteidigen werde. US-Präsident Barack Obama sprach von „empörenden Attacken gegen unschuldige Menschen“. Er erklärte, seine Regierung sei bereit, „alles Notwendige“ zu unternehmen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
IS verspricht „schwarze Tage"
In dem Bekennerschreiben des IS hieß es, mehrere „Soldaten des Kalifats“ hätten mit Sprengstoffgürteln und Sprengkörpern den „Kreuzfahrerstaat Belgien“ angegriffen. Zugleich drohte der IS: „Wir versprechen den Kreuzfahrerstaaten, die sich gegen den Islamischen Staat verbündet haben, schwarze Tage, als Antwort auf ihre Aggression“.
Belgiens Premier Charles Michel sagte, die Sicherheitskräfte wappneten sich gegen weitere Bluttaten. Die Brüsseler Gemeinde Molenbeek gilt als Hochburg der Extremisten. Erst am Freitag war dort der Hauptverdächtige der Pariser Anschläge vom November 2015, Salah Abdeslam, festgenommen worden.
Die belgische Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Brüssel befand sich nach den Anschlägen im Ausnahmezustand. Hunderte Züge und Flüge fliegen aus, was zu einem Verkehrschaos im ganzen Land führt. Der Flughafen Zaventem, an dem zwei Sprengsätze in der Abflughalle explodiert waren, soll auch am Mittwoch geschlossen bleiben.
Europaweit wurden die Sicherheitsmaßnahmen drastisch verschärft. In Deutschland wurden laut Bundespolizei die Kontrollen an Flughäfen und Bahnhöfen sowie an der deutsch-belgischen Grenze verstärkt. Die Deutsche Bahn stoppte ihren Fernverkehr nach Brüssel. Betroffen waren ICE-Verbindungen von Köln nach Brüssel und zurück. Die Züge fuhren nur bis Aachen und kehrten dann wieder um. Am Mittwoch sollen die Thalys-Züge wieder nach Plan verkehren.
Sicherheitsschutz in Europa erhöht
Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve kündigte an, dass 1600 zusätzliche Beamte an die Grenzen sowie an Verkehrsknotenpunkte geschickt würden. Am Pariser Flughafen Charles de Gaulle wurden die Kontrollen an den Terminals und Bahnhöfen verstärkt.
Zusätzliche Polizeipatrouillen gab es auch an den Londoner Flughäfen. Unterdessen nahm die Polizei auf der Autobahn München-Salzburg drei Kosovaren fest, die Verbindungen zu einem Terrornetzwerk haben könnten. Laut bayerischem LKA kamen die Männer aus Brüssel. Hinweise auf eine Beteiligung an den Anschlägen vom Dienstag gebe es bisher aber nicht, so ein LKA- Sprecher.
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat sich besorgt über die Lage in Belgien gezeigt. Es sei „erschreckend“, dass die dortigen Behörden von den Vorbereitungen „nichts mitbekommen haben“, sagte Jäger dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Es bestehe die Gefahr, dass die Islamisten-Szene in Belgien „entgleitet“. Auch in Deutschland gebe es seit längerem ein „hohes Anschlagsrisiko“. „Der Apparat der Sicherheitsbehörden ist bereits hochgefahren und sensibilisiert“, sagte Jäger.