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Irak Irak: Hussein möchte lieber erschossen als erhängt werden

26.07.2006, 13:07

Bagdad/Kairo/dpa. - «Ich rate euch als Iraker, wenn ihr Saddam Hussein zum Tode verurteilen müsst, euch daran zu erinnern, dass Saddam Hussein ein Militärangehöriger ist und er deshalb durch Erschießen und nicht durch Hängen hinzurichten ist.»

Der Prozess gegen Saddam und sieben ehemalige Funktionäre seines Regimes befindet sich in der Schlussphase. Die Staatsanwaltschaft hatte für Saddam und zwei Mitangeklagte die Todesstrafe gefordert. Mit einem Urteil wird Mitte August gerechnet. Dem Ex-Diktator und seinen einstigen Funktionären werden Verbrechen an der Bevölkerung des schiitischen Dorfes Dudschail im Jahr 1982 vorgeworfen. 148 Männer und Jugendliche waren nach einem fehlgeschlagenen Attentat auf Saddam hingerichtet worden.

In der Übertragung des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira war am Mittwoch ein unvermindert streitfreudiger Saddam zu sehen, der allerdings nach zweiwöchigem Hungerstreik abgemagert wirkte. Der 69- Jährige war am Sonntag nach einem Schwächeanfall wegen des Fastens ins Krankenhaus gebracht und kurzzeitig über eine Magensonde ernährt worden.

In einem Wortgefecht mit Richter Rauf Abdel Rahman kritisierte Saddam die Ernennung von Pflichtverteidigern, nachdem die regulären Anwälte aus Angst vor Anschlägen das Verfahren boykottiert hatten. Die vom Gericht ernannten Verteidiger würden «vom irakischen Volk als Feinde betrachtet», sagte Saddam. «Das Gericht wendet geltendes Recht an», gab Rahman zurück.

Die fehlende Sicherheit für die Verteidiger ist auch der Grund für den Hungerstreik Saddams und dreier weiterer Angeklagter. Bislang wurden drei Anwälte in Bagdad erschossen. Die Verteidiger hatten das Angebot des Gerichts, in die hermetisch abgeschirmte «Grüne Zone» von Bagdad zu ziehen, in der sich auch das Gerichtsgebäude befindet, abgelehnt.

Der Ex-Diktator hatte nie eine militärische Ausbildung erhalten, nachdem er in seiner Jugend bei der Aufnahme an die Militärakademie gescheitert war. Nach seiner Machtergreifung 1979 hatte er sich selbst zum Feldmarschall ernannt. Vor allem in Kriegszeiten zeigte er sich gerne in Uniform.