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Innere Sicherheit Innere Sicherheit: Wieder Gefahr von der «Islamischen Dschihad Union»?

Von Friedrich Kuhn 18.03.2008, 09:56

Berlin/ddp. - Es werden mehrereIJU-Terrorzellen auf deutschem Boden vermutet. Schon vor zwei Jahrenhatte sich in der Bundesrepublik nach Angaben der Bundesanwaltschafteine deutsche Zelle der IJU gebildet, um Mitglieder zu rekrutierenund Selbstmordanschläge vorzubereiten. Die IJU hatte sich zu denTerrorplanungen von drei Männern bekannt, die Anfang September imSauerland festgenommen werden konnten.

Die Mitglieder der «IJU-Sauerland-Gruppe», die Deutschen Daniel S.und Fritz G. sowie der Deutsch-Türke Adem Y, waren in Terrorcamps ander afghanisch-pakistanischen Grenze in Waziristan ausgebildetworden. Adem Y. war nach den Erkenntnissen der Fahnder mit dem28-jährigen Islamisten Cüneyt Ciftci eng befreundet. Die IJU brüstetesich damit, dass sich Cüneyt am 3. März auf dem US-Stützpunkt in derostafghanischen Provinz Chost als Selbstmordattentäter mit zweiISAF-Soldaten und zwei Zivilisten in die Luft gesprengt habe. DerTürke hatte mit Frau und zwei Kindern in der Nähe von Ansbach gelebt.

Die «Islamische Dschihad Union» hat nach Einschätzung vonNachrichtendienstlern offenbar beweisen wollen, dass sie «gezieltnach ihren Plänen Selbstmordattentäter dort einsetzen kann, wo sie esfür geboten hält.» Sarkastisch meinte ein Geheimdienstler, es habesich «wohl um einen Probelauf gehandelt». Damit habe die IJUuntermauern wollen, dass sie überall zuschlagen kann, eben auch inDeutschland. Die Mitglieder der IJU sind als «brutale Killer»bekannt.

Die bislang in Zentralasien aktive IJU, die eng mit Al-Qaidaverbunden ist, hatte nach Darstellung von Geheimdienstexperten Endevergangenen Jahres Selbstmordanschläge in der Bundesrepublik geplant,um die Schließung des von der Deutschen Luftwaffe genutztenusbekischen Militärflughafens Termes zu erzwingen. Über diesenStützpunkt läuft der Nachschub für die deutschen Truppen inAfghanistan.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte Anfang Märzdarauf hingewiesen, dass bei den Führern des Islamistennetzwerkes vonAl-Qaida, zu dem auch die IJU gehört, die Entscheidung gefallen sei,Anschläge in Deutschland vorzubereiten. Erkenntnisse der deutschenund internationalen Sicherheitsexperten ließen nur den Schluss zu,dass die Bundesrepublik «voll ins Zielspektrum des islamistischenTerrors gerückt ist». Die Karlsruher Bundesanwaltschaft ermitteltinzwischen gegen zwölf Verdächtige. Dazu sollen auch die mutmaßlichenAnführer der IJU, Suheil B. und Nasmedin S., gehören.

Angesichts der ständig steigenden Zahlen der Selbstmordattentäterbesonders im Irak und in Afghanistan streiten islamische Gelehrte umdie Rechtfertigung dieses Vorgehens. Die libanesische Hisbollah sollseinerzeit den Anstoß für die «modernen» Selbstmordattentäter gegebenhaben. Der Selbstmord ist im Islam grundsätzlich verboten. DieHisbollah wandte sich damals an die geistliche Führung in Teheran.Revolutionsführer Khomeini erließ ein Rechtsgutachten, dasSelbstmordattentate als «Märtyrertaten» erlaubte. Andereislamistische Terrororganisationen wie die der PalästinensischeIslamische Jihad, die Taliban und Al-Qaida übernahmen dieseAuffassung und Taktik. Auch Frauen haben schon Selbstmordanschlägeverübt. Die 28 Jahre alte Rim Raischi war die erste Palästinenserinaus dem Gazastreifen, die sich im Kampf gegen Israel als «lebendeBombe» mit ihren Opfern in die Luft sprengte.